Chor der Toten

Chor der Toten

Wir Toten, wir Toten sind grössere Heere
Als ihr auf der Erde, als ihr auf dem Meere!
Wir pflügten das Feld mit geduldigen Taten,
Ihr schwinget die Sicheln und schneidet die Saaten,
Und was wir vollendet und was wir begonnen,
Das füllt noch dort oben die rauschenden Bronnen,
Und all unser Lieben und Hassen und Hadern,
Das klopft noch dort oben in sterblichen Adern,
Und was wir an gültigen Sätzen gefunden,
Dran bleibt aller irdische Wandel gebunden,
Und unsere Töne, Gebilde, Gedichte
Erkämpfen den Lorbeer im strahlenden Lichte,
Wir suchen noch immer die menschlichen Ziele –
Drum ehret und opfert! Denn unser sind viele! 

(Conrad Ferdinand Meyer)

2 Gedanken zu „Chor der Toten

  1. Wie schön, dieses Gedicht von C. F. Meyer.
    Er gibt den unendlich vielen Toten eine Stimme und uns einen mutmachenden Impuls.
    Mit einem lieben Gruss zum heutigen 1. Novembertag,
    Brigitte

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