
Der Engel

Mit einem Neigen seiner Stirne weist
er weit von sich was einschränkt und verpflichtet;
denn durch sein Herz geht riesig aufgerichtet
das ewig Kommende das kreist.
Die tiefen Himmel stehn ihm voll Gestalten,
und jede kann ihm rufen: komm, erkenn -,
gib seinen leichten Händen nichts zu halten
aus deinem Lastenden. Sie kämen denn
bei Nacht zu dir, dich ringender zu prüfen,
und gingen wie Erzürnte durch das Haus
und griffen dich als ob sie dich erschüfen
und brächen dich aus deiner Form heraus.
(Rainer Maria Rilke)
4 Gedanken zu „Der Engel“
Und wieder einmal kann ich nur schreiben, dass das Gedicht ein wunderschönes ist und der unperfekte lädierte Engel meinem Bild sehr nahe kommt!
Klare Morgengrüße, wenn auch mit grauem Himmel.
Hoffe, dass der graue Himmel sich mittlerweile verzogen hat und ihr friedvolle Feiertage erleben könnt. Herzliche Grüße
Ein starkes und nicht ganz einfach zu verstehendes Engelsgedicht von Rilke.
Auch der beschädigte Engel gefällt mir in seiner Versehrtheit.
Einen lieben Gruss,
Brigitte
Die Versehrtheit macht Engel dann sehr „menschlich“ ;)
Herzliche Grüße