Ingrid A. Scherle, Raus aus dem Hamsterrad!

Ingrid A. Scherle, Raus aus dem Hamsterrad!

Wer möchte nicht gern aus seinem Hamsterrad raus und sucht – mehr oder weniger verzweifelt oder auch erfolglos – den Knopf zum Anhalten oder auch den Stab, den man dann zwischen die Speichen stecken kann, damit das Gerenne durchs Leben aufhört?

Dieses „nur“ 71 Seiten umfassende Heft hat es in sich: Es ist eine Art „Gebrauchsanweisung für den Ausstieg aus dem Hamsterrad mit vielen praktischen Tipps und Übungen für Menschen mit und ohne Vorkenntnisse.“ So liest es sich direkt auf der ersten Seite.

Das Buch geht von der Prämisse aus, dass nur eine ganzheitliche Betrachtung und Herangehensweise – also die Beachtung von Körper, Geist und Seele – erfolgreich sein kann auf dem Weg zu mehr „Selbstfürsorge“, „Selbstakzeptanz“ und „Selbstliebe“, die langfristig den Ausstieg aus dem äußeren und inneren Hamsterrad ermöglichen.

Systematisch erhalten LeserInnen Möglichkeiten aufgezeigt – beginnend von einer Bestandsaufnahme: Wo stehe ich? über die Entwicklung einer Zukunftsperspektive: Wo will ich hin? – ihren Weg zu gehen und sich die erwachsenen Fähigkeiten anzueignen, die es braucht, diese Perspektiven auch Realität werden zu lassen. Grundvoraussetzung ist, die eigene Verantwortung zu erkennen und nicht als Opfer zu agieren, das (Er-)Lösung immer von außen erwartet.

Und dann heißt es, sich auch auf den Weg zu machen, zu erkennen, welche Fähigkeiten stehen mir bereits zur Verfügung, sind aber vielleicht in Vergessenheit geraten, welche müssen erst noch entwickelt werden, und welche genau brauche ich, welche passen zu mir und meinem Ziel?

Da Erkenntnisse allein wenig zielführend sind, gibt es in jedem Kapitel praktische Anregungen, die dann aber auch umgesetzt, mit Geduld, Gelassenheit und ja, auch mit Disziplin gelernt werden müssen, wenn Veränderungen im Leben wirklich werden sollen.

Wie immer ist es mit dem Lesen allein nicht getan. Was nutzt es mir, wenn ich um (m)einen inneren Kritiker weiß, aber nicht wahrnehmen und dann auch wahrhaben will, wie sich mein eigener immer wieder in mein Leben einmischt und welche Konsequenzen das hat? Herzlich wenig.

Sich auf diesem Weg Hilfe zu holen, werden vor allem autonome Persönlichkeiten als Schwäche empfinden, da Autonomie wahrscheinlich einer ihrer Lebensstrategien ist. Doch: „In bestimmten Phasen Ihres Lebens Hilfe anzunehmen, gehört mit zu den erwachsenen Fähigkeiten, die Sie brauchen, um gesund und glücklich durch Ihr Leben gehen zu können.“
Darauf weist die Autorin, die schon seit langem Trainerin für Persönlichkeitsentwicklung und Gesundheitscoach ist, aus guten Gründen mehrfach hin.

Es sind gut zu lesende Ausführungen, die teilweise mit Strukturskizzen die Essenz des Dargestellten noch einmal verdeutlichen.

Ingrid A. Scherle, Raus aus dem Hamsterrad, Selbstführungskompetenz – der Weg zur inneren Freiheit, Trainerverlag, Saarbrücken 2015, 71 S., ISBN 978-3-8417-5951-1

2 Gedanken zu „Ingrid A. Scherle, Raus aus dem Hamsterrad!

  1. Das große Manko bei derlei Büchern scheint mir darin zu liegen, dass man die allermeisten dieser Probleme nicht mit irgendwelchen Übungen lösen kann. Man macht sie und wird merken, dass man nicht erreicht, was man mit ihnen angeblich erreichen kann. Und das verstärkt meiner Vermutung nach die ursprüngliche Problematik erst recht. Ich kenne Frauen (Frauen scheinen da besonders anfällig zu sein), die meterweise derlei Ratgeberbücher im Regal stehen haben. Verändert haben sie nichts. Nicht die Bücher und nicht die Frauen.

    Liebe Grüße, Andrea

    1. Ich kann deine Skepsis nachvollziehen, nur Übungen in den Alltag einzubauen, ohne die eigene Herangehensweise ans Leben zu verändern, das verändert gar nichts.
      Es sind aber auch „Übungen“, die genau den eigenen Umgang mit Leben bewusst machen können, etwa mit zubekommen, wie der Kritiker am Steuer des Lebens sitzt und nicht wir selbst. Die Erkenntnis allein reicht dann auch für Veränderung nicht aus. Ich muss dann schon dafür sorgen, selbst am Steuer zu sitzen. Wie man/ frau das hinbekommt, bzw. was sie daran hindert ist individuell ja sehr verschieden. Und auch die Gefühle, die damit verbunden sind. Daher gibt es d e n Weg sicher nicht. Zu mir kommen KlientInnen, die Veränderungen in ihrem Leben wollen, ohne sich selbst zu verändern. Dass das nicht geht, müssen viele dann erst einmal erkennen. Sie erwarten stets die Veränderungen, die sie sich wünschen, von anderen. Doch so funktioniert Leben in der Regel nicht.
      Herzliche Grüße
      Herzliche Grüße

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