Joseph Roth, Beichte eines Mörders, erzählt in einer Nacht

Joseph Roth, Beichte eines Mörders, erzählt in einer Nacht

Die „Beichte eines Mörders, erzählt in einer Nacht“ – ursprünglich 1936 erschienen – ist in einer besonders schönen Ausgabe mit Illustrationen von Klaus Waschk bei Faber und Faber verlegt worden.

In der Rahmenhandlung tritt ein Ich-Erzähler auf, der in Paris gegenüber des überwiegend von Russen frequentierten Restaurants „Tari-Bari“ wohnt. Dort geht er des öfteren essen, da „im russischen Restaurant … Zeit keine Rolle spielte. Eine blecherne Uhr hing an der Wand. Manchmal stand sie, manchmal ging sie falsch; sie schien die Zeit nicht anzeigen, sondern verhöhnen wollen.“

In solch einem Restaurant ist dann auch immer Zeit für Gespräche und für mehr oder weniger lange Lebensbeichten. Der Erzähler wird „Augen- bzw. Ohrenzeuge“ wie ein Herr namens Golubtschik behauptet, er „habe getötet und halte sich durchaus für einen guten Menschen. (Denn) eine Bestie, um es glatt zu sagen: eine Frau, meine Herren, hat mich zum Mord getrieben. „

Mit dieser Einleitung und der Behauptung: “ Ich kann Ihnen meine Geschichte ganz kurz erzählen. Und Sie werden sehn, daß es eine ganz simple Geschichte ist“ zieht er die Anwesenden in seinen Bann. Was dann folgt ist seine gesamte Lebensgeschichte von der Geburt als unehelichem Sohn des Fürsten Krapotkin, der zwar finanziell für ihn sorgt, ihn aber nie als Sohn anerkennt bis hin zu seiner Tätigkeit als Spitzel der russischen Geheimpolizei, der er aus eher privaten, persönlichen Gründen angehört. Hat er doch nie verwunden, als Sohn des Fürsten anerkannt worden zu sein hier sucht er im Verborgenen Macht auszuüben.

Seine Eifersucht kocht ins Unermessliche, als er sich in das französisches Modell Lutetia verliebt, das er beschatten soll, das ihm aber der offiziell anerkannte Sohn des Fürsten Kapotkin abspenstig macht.

Diese eher traditionell erzählte Lebensgeschichte beleuchtet akribisch die inneren Kräfte und Motive, die Golubtschik antreiben, um die Anerkennung als Sohn und damit den Aufstieg in gesellschaftlich höhere Kreise zu erzwingen.

Vor allem seine Person und die seiner Geliebten Lutetia sind von Klaus Waschk düster, dämonisch in Szene gesetzt, meist schwarz weiß, nur in besonders wichtigen Situation verwendet er ein wenig Farbe. Einige Anspielungen auf Persönlichkeiten der Gegenwart, etwa an Karl Lagerfeld, sind offensichtlich, wenn er den eleganten französischen Schneider zeichnet, der in Russland seine Kollektion mit lebenden Modeln vorführen soll.

Es ist eine akribisch, detailreiche Erzählung, die allerdings zeitweilig erhebliche Längen aufweist, wohl auch weil die Handlung als solche dann doch sehr vorhersehbar und berechenbar ist – meint man. Und dann hat der Schluss doch noch eine kleine Überraschung für die LeserInnen parat.

Ich persönlich habe Hiob mit mehr Interesse gelesen.

Joseph Roth, Beichte eines Mörders, erzählt in einer Nacht.
Mit 50 farbigen Illustrationen von Klaus Waschk, Leinenband mit Lesebändchen im Schmuckschuber, 176 S., Faber und Faber Verlag, Leipzig 2019, ISBN 978-3-86730-151-0 

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