Alltagsreichtum

Alltagsreichtum

„Wenn der Alltag dir arm erscheint, klage ihn nicht an, klage dich an, dass du nicht stark genug bist; seine Reichtümer zu rufen, denn für den Schaffenden gibt es keine Armut.“ (R.M: Rilke) Ich bin dann sicher Alltagsmillionär: Im Moment gibt es so viel zu erledigen, dass der Tag mehr als 24 Stun-den haben könnte: Garten und Terrasse wind- und winterfest machen, säckeweise Laub entsorgen, Dach-rinnen frei legen, die Blumenzwiebeln sind auch noch nicht in der Erde, den Hund und mich ausführen, Ordnung in Steuerunterlagen bringen, ein…

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Irena Brezná, Die beste aller Welten

Irena Brezná, Die beste aller Welten

Der Schutzumschlag ist ein echter Hingucker: Grau, mit weißer Schrift (in rotem Rahmen) und drei knallroten Hühnern, zwei links-, eins rechtsguckend. Das I-Tüpfelchen wäre ein knallrotes Lesebändchen ge-wesen! Gibt’s aber nicht!! Der Roman ist aus der Perspektive der aufgeweckten 11-jährigen Jana geschrieben, die in der sozialisti-schen Tschechoslowakei aufwächst, mit einem „bürger-lichen Element“ als Vater, der nicht mehr als Anwalt arbei-ten, sondern Brücken bauen darf, einer proletarischen Mutter, die sehr auf ihren Vorteil bedacht ist, sich gekonnt in Szene setzt, um zu erreichen, was sie will und dennoch inhaftiert…

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Anne Holt, Der norwegische Gast

Anne Holt, Der norwegische Gast

Aufgrund eines fürchterlichen Schneesturms entgleist im norwegischen Bergdorf Finse ein Zug. Bis auf den Lokführer überleben alle das Zugunglück und werden in einem nahe gelegenen Hotel einquartiert. Dort müssen sie ausharren, da an Rettung aufgrund des Sturms nicht zu denken ist. In zwei aufeinander folgenden Nächten passiert jeweils ein Mord, so unterschiedlich ausgeführt, dass Hanne Wilhelmsen, ehemalige Kommissarin und seit einem Berufsunfall im Rollstuhl sitzend, zunächst von verschiedenen Tätern ausgeht. Neben ihren Ermittlungs-tätigkeiten gilt ihre Sorge der Frage, wie eine Panik unter den Eingeschlossenen verhindert werden kann, die sich…

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Erika Pullwitt, Im Lande Gänseklein

Erika Pullwitt, Im Lande Gänseklein

Nach einem Anruf der Notärztin, Karin möge bitte ins Krankenhaus kommen, man habe dort eine gute Neurologie, ist nichts mehr wie es vorher war. Steffen, Karins Mann, hat mit Mitte vierzig einen Schlaganfall erlitten. “ Ihr Mann ist jetzt Aphasiker.“ Was das bedeutet, für ihn, für sie, für ihre Ehe, ihren Freundes- und Bekanntenkreis, ihren gemeinsamen Alltag, das ist Karin in dem Moment nicht bewusst. Das ganze Ausmaß der Veränderungen erfährt der Leser im Rückblick, als sich Karin 20 Jahre nach dem…

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Yasunari Kawabata, Die schlafenden Schönen

Yasunari Kawabata, Die schlafenden Schönen

Eguchi, ein Mann auf der Schwelle der Senilität, bekommt von seinem Freund den Hinweis auf ein kleines Hotel, das Männern besondere Dienste anbietet: Sie können die Nacht neben einer tief schlafenden, nicht aufzuweckenden sehr jungen Frau verbringen. Eguchi, der immer wieder betont, dass er noch nicht zu den Greisen gehört, die schon keine Männer mehr sind, nimmt diesen Ser-vice insgesamt vier Mal Anspruch. Die schlafende Schöne ist jedes Mal ein anderes Mädchen mit einem anderen Duft, anderem Aussehen, anderer Ausstrahlung, das jedes Mal ausführlich und sehr…

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Janne Teller, NICHTS Was im Leben wichtig ist

Janne Teller, NICHTS Was im Leben wichtig ist

Nichts bedeutet irgendetwas, das weiß ich seit Langem. deshalb lohnt es sich nicht irgendetwas zu tun. das habe ich gerade herausgefunden. Mit diesen Worten verlässt Pierre Anthon die Schule – für immer. Reaktion der Lehrer: Sie räumen rasch hinter ihm her, „sowohl im Klassenzimmer als auch in unseren Köpfen“. Doch diese Provokation, verbunden mit der Wahl eines Pflaumenbaumes, auf dem Pierre nun sitzt und täglich seine Mitschüler mit Pflaumen und weiteren nihilistischen Bemerkungen bis ins Markt trifft, hat weitreichende Konsequenzen. Die Klasse will…

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Marion Tauschwitz, Schlägt die Nachtigall am Tag

Marion Tauschwitz, Schlägt die Nachtigall am Tag

Schlägt die Nachtigall am Tag, singt ihr Lied von Leid und Klag. ist einer der „Wahrsprüche“ ihrer Großmutter, die der Ich-Erzählerin immer wieder durch den Kopf gehen, wenn sie in scheinbar unbewältigbaren Situationen steckt.  Und davon gibt es viele nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes, der vom Sport nicht mehr nach Hause kommt: Herzriss. „Sie weinte nicht, sie brach nicht zusammen – sie stand sich, plötzlich der Welt fremd geworden, als Wit-we gegenüber. Die Szene bot keine Theatralik, kein rettender Kollaps schonte, keine Verzweiflung befreite,…

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Christoph Schlingensief, So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein!

Christoph Schlingensief, So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein!

Der Untertitel macht klar, um was es geht: Tagebuch einer Krebserkrankung. Christoph Schlingensief bezeichnet es als „Dokument einer Erkrankung“. Unmittelbar nach der Krebsdiagnose hat er begonnen, seine Gedanken, Gefühle, inneren Monologe mit seinem verstorbenen Vater, himmlischen Wesen, und Gespräche mit Freunden und seiner Freundin Aino, aufzuzeichnen. Herausgekommen ist ein spannendes Portrait Schlingensiefs, den man mit seinen (Sinn-)Fragen erleben kann, die ihm die Krankheit aufzwingt: Wird es weitergehen und wenn ja wie? Was habe ich bisher geleistet? Der seine Wut, seine Verzweiflung, seine…

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Herbstanfangsgeburtstag

Herbstanfangsgeburtstag

Gestern vor 26 Jahren war es ähnlich schön, sonnig und doch schon herbstlich. Der Rasen musste geschnitten werden. Hochschwanger habe ich die Sonne in vollen Zügen genossen, dennoch unglaublich müde. Und in der Nacht vom 22. auf den 23. September ging es dann los. Nach einem Blasensprung bin ich ins Krankenhaus gefahren, relativ schnell und unproblematisch habe ich den zweiten Sohn zur Welt gebracht. Und das war auch gut so, denn in der Nacht kam ein Kind nach dem anderen zur Welt. Kurz nach…

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Sternstunden

Sternstunden

Die Ausstellung „Sternstunden“ im Gasometer Oberhausen ist eine wirklich sehenswerte, in jeder Hinsicht beeindruckende Ausstellung: das gigantische Industriegebäude, von dessen Dach man einen guten Überblick über die (Industrie-)Landschaft hat, die Fahrt mit dem gläsernen Aufzug lässt einen die Ausstellung aus einem anderen Blickwinkel und den in der Mitte des Gasometers frei schwebenden Mond beinahe aus einer Raumfahrerperspektive erleben, die Ausstellung übersichtlich angeordnet, die Erklärungen verständlich formuliert, die Schönheit der Bilder vom Weltall atemberaubend, nicht beschreibbar. In der zweiten Etage findet der Besucher Exponate der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Weltall,…

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