Cay Rademacher, Der Trümmermörder
Der Trümmermörder hat vier Menschen ermordet, die nackt nach und nach an unterschiedlichen Stellen der Stadt Hamburg im Hungerwinter 1947 aufgefunden werden, völlig steif gefroren. Sie alle sind versteckt in den Trümmern, sind mit einem dünnen Draht erdrosselt worden, relativ gut genährt – was in diesem Winter auf einen gewissen Wohlstand hinweist – und ihre Hände sind gepflegt, also keinen Arbeitstände.
Kommissar Stave ist für diesen Fall zuständig. Im Verlauf der Ermittlungen muss er davon ausgehen, dass es sich um einen Täter handelt und die Toten mit einander verwandt sind.
Die Ermittlungen gestalten sich in jeder Hinsicht schwierig: Niemand scheint die Toten zu kennen, es gibt keine Vermisstenanzeigen, kein Arzt kann die Toten aufgrund ihrer Gebissabdrücke oder vorhandener Operationsnarben identifizieren, zumeist sind Patientenakten verschwunden oder nicht mehr vorhanden. Auch MC Donald, ein englischer Offizier, der Stave „wegen der besonderen politischen und massenpsychologischen Sensibilität des Falles“ bei seinen Ermittlungen unterstützen soll, steht vor einem Rätsel. Maschke von der Sitte hat sich freiwillig gemeldet, fällt zunehmend durch eigenwillige und brutale Verhörmethoden auf und bereitet Stave zusätzlich Sorgen.
Eines Tages sind auch noch die die Ermittlungsakten verschwunden. Stave glaubt keinem mehr vertrauen zu können und will jetzt auch noch herausfinden, wer die Akten hat verschwinden lassen und stößt dabei auf einen Verbündeten, der ihn – auch aus eigenem Interesse – unterstützt.
Die Handlung ist spannend und vermittelt gleichzeitig Einblick in die unglaublichen Entbehrungen der damaligen Zeit, verursacht durch die Kriegsschäden und den unerbittlichen Winter 1947, der die Versorgung der Bevölkerung zunehmend unmöglich macht. Gleichwohl gibt es Menschen, die im Warmen sitzen und echten englischen Tee trinken, während andere aufpassen müssen nicht zu erfrieren.
Cay Rademacher, Der Trümmermörder, 3. Aufl. Köln 2011, 334 S. ISBN 978-3-8321-6154-5