Erich Maria Remarque, Im Westen nichts Neues

Erich Maria Remarque, Im Westen nichts Neues

„Es ist komisch … wir sind doch hier, um unser Vaterland zu verteidigen. Aber die Franzosen sich doch auch da, um ihr Vaterland zu verteidigen. Wer hat nun recht?“
Diese Frage stellen sich Betroffene sicherlich auch heute noch, ebenso die Frage, wie Kriege entstehen, auf die die einfachen Soldaten (im Roman) keine überzeugende Antwort finden. Da ist die Frage, wer davon profitiert schon eher zu beantworten.
Einfache Worte und Sätze beschreiben das im Grunde  unvorstellbare Grauen des Ersten Weltkrieges aus der Ich-Perspektive eines Frontsoldaten, der versucht, wo immer es möglich ist, menschlich zu handeln, selbst den Feind als Mensch zu sehen – nur das kann er sich nicht immer leisten, um nicht selbst vor die Hunde zu gehen.
Der Leser nimmt aber auch an seinen Gedanken teil, was ist, wenn der Krieg aus ist? Was kann er tun, ohne Schulabschluss? – er ist praktisch von der Schulbank über den Kasernenhof an die Front geschickt worden, wo sie ehemaligen Lehrern begegnen, die damals den Krieg verherrlicht haben, den sie nun „live“ erleben und erleiden müssen. Da bleiben die großen Worte im Halse stecken.
Einen kleinen Vorgeschmack erhält er während seines Heimaturlaubes, wo er mit Stammtischparolen konfrontiert wird, die völlig an der Realität des Krieges vorbeigehen: „Nun macht mal ein bißchen vorwärts da draußen mit eurem ewigen Stellungskrieg. Schmeißt die Kerle ‚raus, dann gibt es auch Frieden.“
Dass dieser 1928 erschienene Roman einen solchen Wirbel verursacht hat, ist nur dann nachvollziehbar, wenn man sich die Position von Kirche, Industrie und Beamtentum zum Zeitpunkt des Erscheinens klar macht, was mit Hilfe der im Anhang beigefügten Dokumente gelingen kann. Bei der Bücherverbrennung der Nazis war der Roman mit dabei – paradoxerweise letztendlich eine Auszeichnung!
Immer noch lesenswert!
Erich Maria Remarque, Im Westen nichts Neues, Mit einem Nachwort von Tilman Westphalen, 14. Aufl. Köln 2007, 285S. (einschließlich Materialien und Anhang), ISBN 978-3-462-02721-1

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