Friedrich Ani, Süden und die Frau mit dem harten Kleid
Tabor Süden ermittelt wieder. Gesucht wird Johann Farak, 41 Jahre alt, Sohn eines Ägypters, der offensichtlich aber nur von seiner Schwester vermisst wird. Alle im Zusammenhang mit dieser Vermissung Befragten wundern sich, dass überhaupt jemand Johann vermisst, den alle nur als Trinker, unbegabten Maler und endlosen Schwätzer bezeichnen, mit dem niemand mehr etwas zu tun haben will, der in zahllosen Kneipen Hausverbot hat. Die Angaben der Schwester stellen sich dann auch noch als falsch heraus, geben aber Einblick in den Abgrund ihrer Familie. Süden soll aufhören zu ermitteln, da es wichtigere Fälle gebe. Süden aber hat sich in den Fall festgebissen, nachdem er bei seinen Ermittlungen auf eine junge Frau gestoßen ist, die offensichtlich als Einzige Interesse daran hat, Johann zu finden.
Und wieder lernt der Leser Hauptkommissar Süden besser kennen, der lieber schweigt als redet, machmal aber derart schreit, dass die Leute auf der Straße sich nach im umdrehen, weil seine Stimme „Auslauf“ braucht, der von Schutzengeln und Elfen träumt, bei dem man aber nicht sicher sein kann, ob er nicht wirklich an ihre Existenz glaubt, der Menschen meidet, „Einzellnesser“ ist und dennoch ein gutes Gespür für Menschen hat. So auch für diese „Familie der Weggehenden“, deren Mitglieder innerlich zu erfrieren drohen, weil sie mit ihrer Einsamkeit, ihrem Schmerz nicht klar kommen.
Dieser Roman ist überwiegend als Brief formuliert, den Süden an die Tochter des vermissten Johann Farak schreibt, weil es seinem Bedürfnis nach Mitteilung und Schweigen am ehesten entgegenkommt.
Friedich Ani, Süden und die Frau mit dem harten Kleid, München 2002, 207 S., ISBN 978-3-426-62072-4