Helen Heinemann, Warum Burnout NICHT vom Job kommt
Verständlich und gut lesbar räumt Heinemann in diesem Buch mit weit verbreiteten (Vor-) Urteilen hinsichtlich dieser Volkskrankheit auf und erklärt, warum auch die gängigen Maßnahmen und Ratschläge nichts verändern, da sie nämlich die Ursachen für das Burnout nicht beheben, die ihrer Ansicht nach in einer nicht mehr oder noch nie zu beantwortenden Sinnfrage liegt:
„Burnout-Patienten verbrennen innerlich, weil sie nicht mehr wissen, wofür sie brennen sollen. Sie deckeln ihr Feuer, sie rauben ihm die Nahrung. Sie entfalten sich nicht, weil sie durch zu zu frühe Anpassung ihre eigenen Ecken und Kanten verloren haben und nun gar nicht mehr wissen, was sie eigentlich in die Welt hinaustragen wollen. … Burnout kommt … von der verzweifelten Suche nach Sinn und Anerkennung.“
Ursache für den fehlenden Sinn und die mangelnde Anerkennung liegt für Heinemann in der zunehmenden Beliebigkeit von Rollenmustern für Frauen und Männer in der modernen Welt, die kaum noch Orientierungen für Lebensentwürfe sein können. Für Heinemann leben wir in einer „Zwischenzeit“, in der alte Muster nicht mehr gelten und neue noch nicht gefunden worden sind. Sie plädiert für Lebenspartnerschaften als Team, in dem jeder – wie in einer Fußballmannschaft – die Position einnimmt, auf der er „seine Stärken am besten in den Dienst der Mannschaft stellen kann.“ Das ist im Dialog zu klären und festzulegen, auch um herauszufinden, ob und wann es an der Zeit ist, eine Umbesetzung vorzunehmen.
Um auf der richtigen Position zu spielen, muss ich mich aber kennen:
„Denn nur dadurch, dass ich mich selbst kenne und annehmen kann, wie ich bin, werde ich erkennbar. Und nur so kann ich die Anerkennung meiner Mitmenschen erfahren und mich ihnen als Teil der menschlichen Gemeinschaft zugehörig fühlen.“
Sich selbst erkennen und erkennbar werden, ist für Heinemann der Weg aus dem Burnout. Sie regt an, es den Kindern nachzumachen, die im Spiel lernen, sich die Welt anzueignen und dabei herausfinden wollen, wer sie sind. Als Anregung für „Geschlechterrollenspiele“ gibt es im Anhang einen Fragebogen für Frauen und Männer, mit deren Hilfe man die Möglichkeit bekommt, sich über sich selbst klarer zu werden.
Helen Heinemann, Warum Burnout NICHT vom Job kommt. Die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1, München 2012, 234 S., ISBN 978-3-942208-56-7