Henning Scherf, Grau ist bunt

Henning Scherf, Grau ist bunt

„Wir haben unseren Job an den Nägel gehängt, nicht unser Leben.“
Getreu nach diesem Motto hält Henning Scherf in seinem mit Uta von Schrenk geschriebenen Buch danach Aussschau, „Was im Alter möglich ist“ – so der Untertitel. Er spricht – gut lesbar – verschiedene Aspekte des Ruhestandes an: neue Notwendigkeiten und Freiheiten, das Loslassen (althergebrachter Strukturen) und das Suchen nach neuen (Wohn-)Möglichkeiten. Alte Menschen sollten nicht isoliert wohnen, wie komfortabel und prächtig auch immer, sondern in dorfähnlichen Strukturen leben, die das Miteinander fördern: kleinere Einheiten in Städten, in denen Menschen wohnen, miteinander leben, voneinander lernen und gebraucht werden.
Seine Horrorvision vom „Elend des Alters“ hat er in Miami Beach gesehen: „Alte Menschen, die am Strand lagen und auf den Abend warteten. … Alte an den Highways, die auf Campingstühlen saßen und nichts weiter taten, als den vorüberfahrenden Autos hinterherzustarren, Stunde um Stunde, bis zur nächsten Mahlzeit.“
Es ist ein Buch, das ungewohnte Aspekte anspricht, von denen viele politisch durchgesetzt werden müssten. Insofern ist das Buch das eines Politikers, eines in jeder Hinsicht Priveligierten. Das hat mich machmal ein wenig verägert – doch dann denke ich: Es muss auch Vorreiter geben, die das im kleinen Kreis bereits realisieren können, was gesellschaftlich notwenig ist, und nicht erst darauf warten, dass der Staat etwas regelt. Scherf fordert auf, nach dem berühmten Kennedy-Satz zu handeln: Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst.

Henning Scherf, Grau ist bunt, Freiburg, 2. Aufl. 2006, 191 S. ISBN-10: 3-451-28593-2

8 Gedanken zu „Henning Scherf, Grau ist bunt

  1. hallo mona lisa,

    wenn ich henning scherf hoere muss ich immer an seine tochter julia scherf denken.wahrscheinlich zu unserem gegenseitigen leidwesen kennen wir uns, julia scherf hat mal das buero der heinrich boell stiftung in tel aviv geleitet. aber ich will nicht ungerecht sein, nach julia scheint sich nicht viel geaendert zu haben und sicherlich hat sie es gut gemeint mit ihrer arbeit. wir standen (und stehen)halt auf unterschiedlichen seiten des grabens. that´s life !

    viele gruesse und weiter so !! dein blogg ist wirklich klasse :-)

    grenzgaenger

  2. Danke für dein Lob.
    Ich kann allerdings deinen Kommentar nicht so gut einordnen, da ich weder genau weiß, dass bzw. was sich nach ihr nicht geändert hat, wofür sie eingestanden ist und auf welch anderer Seite du gestanden hast. Sorry, einige erhellende Bemerkungen bräuchte ich schon. (Liegt sicher nicht nur an den Temperaturen)

  3. ach, mona losa. es ist so schwierig, ich will wirklich nicht ungerecht zu julia sein, sie ist sicherlich ein wunderbarer mensch und es waere nicht fair.

    aber das problem ist einfach das die heinrich boell stiftung einen sehr friedensorientierten kurs faehrt, einen ausgleichenden, immer schoen friede-freude-eierkuchen.

    wie aus meinem blogg wohl ersichtlich wird halte ich von dieser politik nichts, ich bin bestimmt kein linker (mehr) und ausserdem habe ich starke, auch persoenliche, bindungen zu den siedlern und deren organisationen. in israel wuerde ich wohl als nationalreligioes gelten weil mir die verbindung von land, volk und religion wichtig ist. ich habe schon oft geschrieben das ich den abzug aus dem gazastreifen und vor allem die raeumung von gush katif als einen fehler ansehe und hoffe das man diesen fehler nicht im westjordanland wiederholt.

    julia stand verstaendlicherweise auf der voellig anderen seite des grabens, sie hat immer fuer den abzug aus gaza plaediert und hatte auch eine ganz andere haltung zur religion als ich.

    das interessante ist: die meisten meiner israelischen freunde sind voellig saekular und zum teil sehr weit links im politischen spektrum. das ist aber ueberhaupt kein problem, man toleriert die gegensaetze und fertig.

    ich weiss nicht woran es liegt, aber dieses tolerieren scheint in deutschland und mit deutschen in israel nicht moeglich zu sein.

    halt, das ist eine verallgemeinerung. mit lila kann ich voellig ohne emotionen ueber solche fragen (abzug, nahostpolitik) diskutieren. vielleicht weil sie schon so lange in israel lebt und – nun ja – unserer beiden standpunkte offensichtlich und gegensaetzlich sind …

    mhhh, war das verstaendlich ? ich fuerchte nein ….

    liebe gruesse,
    grenzgaenger

  4. Es geht. Ich kann dazu nichts Nennenswertes sagen, da ich zu wenig Ahnung davon habe, deshalb kommentiere ich Lisas politische Beiträge auch höchst selten – und nicht, weil sie mich nicht interesssieren.

  5. hallo mona lisa,

    ich wuerde nicht von mir behaupten ahnung von dem zu haben was im nahen osten/in israel passiert.

    eigentlich eher im gegenteil: je oefters ich dort bin und je mehr leute ich dort kenne desto unuebersichtlicher wird das bild.

    aber das macht die sache eher spannend :-)

    herzliche gruesse,
    grenzgaenger

  6. Hallo, nur kurz zu Julia Scherf, Schwiegertochter von H. Scherf, sie ist grundsätzlich nicht friedlich veranlagt. Eher narzistisch, dominat, erfolgsgierig. Hat jetzt wenig mit Henning zu tun, der ist eher bescheiden, menschenbezogen und an ihnen interessiert.
    Gruß Inge

  7. Am Sonntag, 2. Weihnachtstag- 26. Dezember 2010 >

    Moin, moin, Ihr bekommt da wohl zwei unterschiedliche Personen gleichen Namens durcheinander: Julia Scherf, Schwiegertochter von Henning Scherf, ist hautpberuflich Richterin im Großraum Hamburg und freiberuflich als Ethik-Moderatorin tätig. Soweit wir wissen, ist sie aber nicht identisch mit der (damaligen) Leiterin des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Tel Aviv . MfG & Merry X-Mas, Familie Reuthe von der Waterkant. –

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