Lars Gustafsson, Doktor Wassers Rezept

Lars Gustafsson, Doktor Wassers Rezept

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„Etwas in meinem Leben hat – ohne meinen Willen oder gegen meinen Willen – systematisch darauf hingearbeitet, mich immer einsamer zu machen. Ich habe keine Verwandtschaft mehr. Auch keine richtigen Freunde. Nur diese kurzen sexuellen Kontakte, die mir über den Weg laufen, fast ohne dass ich darum gebeten habe.“

Und dennoch bezeichnet sich Doktor Kurth W. Wasser,der gerade achtzig geworden ist, als Gewinner. Es bleibt unklar, ob er damit sein gesamtes Leben meint oder nur die Tatsache, dass er häufig bei Kreuzworträtseln und Preisausschreiben gewinnt.

„Mein heutiges Dasein ist eigentlich sehr angenehm – aber ziemlich sinnlos. Ich habe meine Kreuzworträtsel und Preisausschreiben, die ich im Grunde verachte. Ich habe meine Whisky-Sorten, die ich eher bunkere als genieße.“

Diese Diskrepanz ist nur eine der vielen Widersprüche, Brüche im Leben des Doktor Wasser, der rückblickend in episodenhaften, zum Teil unverbunden nebeneinander stehenden Geschichten sein Leben erzählt. Sich selbst und andere ironisch betrachtend, phantasiebegabt, teilweise humorvoll schreibt er seine Aufzeichnungen nieder, die erst nach seinem Tod gelesen werden sollen. Denn er hat einiges zu verbergen.

Es ist ein typischer Gustafsson-Roman. Wer den Autor und seine tiefgründigen, subtilen Themen und seine Art zu schreiben mag, der wird – wie ich – Gefallen an „Doktor Wassers Rezept“ finden, das nicht unbedingt als nachahmenswert zu empfehlen ist, wie aktuelle Bezüge in der Politik zeigen. Worin diese liegen, verrate ich nicht ;). Nur soviel: Nicht jeder ist das, was er zu sein vorgibt.

Also: Selbst lesen macht schlau!

Lars Gustafsson, Doktor Wassers Rezept, Roman, a.d. Schwedischen v. Verena Reichel, Carl Hanser Verlag, München 2016, 144 S., ISBN 978-3-446-25051-2

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