Pierre Stutz, Geborgen und frei, Mystik als Lebensstil
Nach zehn Jahren ist eine Neuauflage von „Geborgen und frei“ erschienen, ein Buch, das Mystik als einen auch in heutiger Zeit möglichen sinnstiftenden Lebensstil aufzeigen will.
Denn Mystik ist für Pierre Stutz keine vom „normalen“ Lebensalltag getrennte Lebensform. Er ist davon überzeugt, dass „eine mystische Lebensgestaltung eine bereichernde Lebenshilfe sein kann, um den Weg der Selbstwerdung zu gehen, um Liebeskraft entfalten zu können und um sich sinnstiftend mit anderen für eine zärtlich-gerechtere Welt einzusetzen. Wir alle können mystische Menschen werden, Menschen, die mit den Augen der Ewigkeit im Hier und Jetzt verweilen.“
Er selbst hat in Lebenskrisen die Erfahrung gemacht, dass er in mystischen Texten „geerdete Lebensweisheiten“ finden kann, die ihn seitdem täglich begleiten. Diese Texte erinnern ihn daran, „dass es wohl auf mich ankommt, aber nie von von mir alleine abhängt. Sie verdeutlichen mir, dass ich mehr bin als meine Verwundungen, meine Angstmuster, mein Erfolg und mein Scheitern.“
Die Arbeit an diesem Buch ist geprägt von seiner „Leidenschaft zum Schreiben, zur Mystik, zum Film, und von vielen Momenten des ringenden Zweifelns.“ Im Anhang findet der Leser die längere Liste der erwähnten Filme.
Die einzelnen Kapitel zu den wichtigsten Lebensbereichen:
DASEIN/STAUNEN/SELBSTWERDUNG/WIDERSTAND/STILLE/ FRIEDEN/EROTIK/TANZ/SCHREI/ALLTAG/TOD/LIEBE
beginnen stets mit Ausführungen zu einem zum Thema passenden Film, gefolgt von Darlegungen zu Mystikern der Vergangenheit und/oder Gegenwart, ihrem Ringen, Suchen, ihren Texten und oftmals auch den gravierenden Konsequenzen, die sie dafür in ihrem Leben zu ertragen und erdulden hatten. Denn ihre Erlebnisse, Erfahrungen und Erkenntnisse waren oftmals nicht mit den Machtansprüchen einer organisierten Religion in Einklang zu bringen, „die sich anmaßt, den Menschen Gott bringen zu können.“
Pierre Stutz zeigt Parallelen und Möglichkeiten zur Gegenwart auf und beendet jedes Kapitel mit einer kurzen Zusammenfassung, die mit den Worten „Mystische Menschen“ beginnt. Darin verdichtet er seine Wünsche und Vorstellungen für eine „christlich-mystische Lebensgestaltung.
„Geborgen und frei“ verdeutlicht immer wieder, dass ein mystischer Lebensstil kein beschaulicher fürs stille Kämmerlein, fernab von der Welt ist, sondern sich den Anforderungen des Alltags zu stellen hat und dabei seine ganz eigenen Antworten finden muss, Antworten, in denen scheinbare Gegensätze gesehen, gelebt oder überwunden werden können.
Pierre Stutz Sprache ist klar und daher gut verständlich. Das Buch regt schon beim Lesen an, inne zu halten, still zu werden und zu schauen, wie man selbst im eigenen Leben unterwegs ist, mit den Anforderungen umgeht und welche Antworten man für sich gefunden hat.
Im Anhang findet man neben der Filmliste, Hinweise auf empfehlenswerte Einführungsbücher zur Mystik sowie eine mehrseitige Literaturliste der von Pierre Stutz verwendeten Literatur – beeindruckend.
Pierre Stutz, Geborgen und frei, Mystik als Lebensstil, überarbeitete Neuauflage, Kösel Verlag, München 2018, 381 S., ISBN 978-3-466-37227-0
5 Gedanken zu „Pierre Stutz, Geborgen und frei, Mystik als Lebensstil“
Diese Besprechung kommt mir grad zupass – vielen Dank dafür!
Ich brauche sehr viel Innehalten, Stille, Anregungen für das etwas andere Sein!
Gruß von Sonja
Du wirst bei diesem „Ketzer“ sicher Anregungen finden ;)
Liebe Grüße
vielen dank! ich habe das buch soeben auf meine wunschliste gesetzt. hört sich sehr gut an!
lieber gruß
Sylvia
Dann hoffe ich mal, dass es anregend für dich ist ;)
Hab eine feine Lektüre