Stieg Larsson, Verdammnis

Stieg Larsson, Verdammnis

751 Seiten überragende Spannung verspricht der zweite Teil der als Triologie angelegte Krimi von Stieg Larsson. Schon gleich nach dem Lesen von „Verblendung“ , des ersten Bandes, hätte ich mir gerne den zweiten  vorgenommen. Doch Krimis lese ich grundsätzlich nur als Taschenbuchausgaben. Also hieß es warten.
Auf Langeoog hatte ich nun Zeit und Gelegenheit. Und ich habe fast pausenlos gelesen. Spannend ist die Geschichte von Lisbeth Salander, die in den Verdacht gerät, drei Menschen auf brutale Weise getötet, ja fast schon hingerichtet zu haben. Die Polizei ist von ihr als Täterin überzeugt, vor allem traut sie  ihr diese Morde auch zu und glaubt, den Fall schnell abschließen zu können, man müsse Lisbeth Salander halt nur noch finden. Doch auch weitere Personen haben mit ihr noch ein „Hühnchen“ zu rupfen, setzen alles, wirklich alles daran, ihren Aufenthaltsort ausfindig zu machen, und hoffen, sie noch vor der Polizeit aufzugreifen. Dass dabei Lisbeths Leben in Gefahr sein wird, wird sehr schnell deutlich. Doch immer wieder scheint sie die Schnellere, Findigere zu sein, die alle austrickst und auf die Hilfe der wenigen Menschen, die doch an ihre Unschuld glauben und ihr helfen wollen, verzichten kann. Man zittert, freut sich mit ihr, wenn es ihr wieder mal gelungen ist, den „Spürhunden“ zu entwischen. Denn Lisbeth wird in ihren Akten als Minderbemittelte, Psychopathin, als asoziales Geschöpf beschrieben, vor der man die Menscheit, zumindest aber die schwedische Gesellschaft, bewahren muss, was in seltsamen Kontrast zu den Erfahrungen der Menschen steht, die ihr im realen Leben begegnet sind wie der Journalist Mikael Blomquist, der ihr sogar sein Leben verdankt. Dieses Mal recherchiert er in Fällen organisierten Mädchenhandels. Kurz vor der Veröffentlichung des neuen Heftes werden seine Informanten erschossen, der Beginn der Jagd auf Lisbeth, denn auf der Tatwaffe befinden sich ihre Fingerabdrücke.
Spannend ist der Krimi allemal und dennoch auch über weite Strecken langweilig, wenn man nahezu alle Mails, die zwischen Lisbeth und Mikael hin- und hergeschickt werden, zweimal lesen muss, einmal mit den Gedanken des Senders und anschließend mit denen des Empfängers. Dieses Stilmittel als Erhöhung der Spannung zu sehen, fällt mir schwer, eine Überarbeitung und Kürzung des Romans wäre aus meiner Sicht sinnvoll gewesen. Und dennoch werde ich auch den dritten Teil lesen, sobald er als Taschenbuch erscheint.

Stieg Larsson, Verdammnis, Aus dem Schwedischen von Wibke Kuhn, München 2008, 751 S. ISBN 978-3-453-43317-5

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