
Tamar Tandaschwili, Als Medea Rache übte und die Liebe fand

Medea Chimschiaschwili ist Leiterin der Abteilung für Schwerverbrechen, ausgestattet mir einer Logik, die einen „Stein spalten“ und einer Intuition, die „das Herz eines jeden Kriminellen durchschauen“ kann. Beides braucht sie bei ihren Ermittlungen. Meist geht es um „sexuelle Gewalt an Frauen – ein georgischer Nationalsport“. Tina, Journalistin und Schulfreundin unterstützt Medea auf journalistischem Weg mit Recherchen und Interviews.
Sexuelle Gewalt, Gewalt gegen und Ausgrenzung von Transsexuellen, die von ihren Familien verstoßen werden, unterstützt durch die Ansichten der georgischen, katholischen Kirche zu diesem Thema, Gruppenvergewaltigungen an Salome, einem minderjährigen Mädchen durch Klassenkameraden vor langer Zeit, die Täter wurden nie angeklagt, arbeiten jetzt in hohen Ämtern u.a. als stellvertretender Außenminister – diese Verbrechen verfolgt die Ermittlerin mit unnachgiebiger Härte, letztendlich auch mit gnadenloser Rache.
Themen, die einem zusetzen. Gleichzeitig erschweren die vielen uns unbekannten georgischen Namen die Lektüre, zumal manche Personen ihre Namen wechseln und im Roman mal mit dem einen, mal mit dem anderen Namen auftauchen. Für mich war das Personenverzeichnis nicht wirklich hilfreich, da die Namen zwar in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt werden, was aber nicht hilft, wenn die Person nicht mit dem Namen vorkommt, der alphabetisch als erster aufgeführt wird. So liest man sich immer wieder die Personenliste durch – etwas, was ich persönlich eher nervig finde.
Zudem dauert es eine Weile, bis man so etwas wie einen roten Faden gefunden hat. Dass das Buch als Roman bezeichnet wird, habe ich zunächst auch nicht verstanden. Mir kamen die einzelnen Kapitel eher wie einzelne Episoden vor.
Kurz: Ich habe mich mit dem Lesen schwer getan, was nichts mit dem schwierigen Thema des Romans zu tun hat.
Dennoch ist nachvollziehbar, dass der Roman in Georgien heftige Diskussionen ausgelöst hat, spricht er doch Tabuthemen einer immer noch sehr patriarchalisch geprägten Gesellschaft an, in der sexuelle und sonstige Gewalt an Frauen und gesellschaftlichen Außenseitern an der Tagesordnung ist, die nicht benannt und auch in der Regel nicht angeklagt wird.
Tamar Tandaschwili, Als Medea Rache übte und die Liebe fand, Roman, a.d. Georgischen v. Tamar Muskhelischwili, Residenz Verlag, Salzburg, Wien 2021, 144 s., ISBN 978-3-7017-1737-8