Birgit Vanderbeke, Das lässt sich ändern

Birgit Vanderbeke, Das lässt sich ändern

„Ich weiß nicht ganz genau, ob Adam Czupek meine Rettung oder mein Verhängnis ist oder womöglich beides.
Sicher ist, dass es mich ziemlich aus der Kurve getragen hat, als ich ihn kennenlernte, Peng. Ein Knall, ein Krach, ein Beben, und von da an ist es eigentlich nicht mehr geradeaus gegangen.“

So beginnt die humorvoll ironische Liebes- und Ehegeschichte der Icherzählerin aus gutem Hause und Adam Czupek, der nach Holz, Metall und Arbeit riecht, nicht gern redet, weil nichts dabei rumkommt, und wenn mit Versatzstücken aus Liedern, Redewendungen, der lieber anpackt und sagt: Das lässt sich ändern.

Adam gehört zu denen, die immer schon draußen waren. Sie dagegen gehört dazu, mit einem gerade vorgezeichneten Weg: „Abitur, Studium, Beruf oder Heirat und Kinder“ und ggf. ein eigenes Haus. So war das in den Siebzigern.

Doch wer ist wo draußen oder drinnen? Es ist stets eine Frage der Perspektive. Mit Adam zusammen ist sie über all draußen, bei seinen Kumpels, seinen Eltern, aber auch bei ihren Eltern, die den Umgang mit ihm missbilligen.

Nach der Geburt ihres gemeinsamen Kindes, für die Adam nicht frei bekommt, weil das nicht so üblich war, ziehen sie unverheiratet zusammen:
„Als Adam zu mir zog, hatte ich das Gefühl, wir müssen uns ein bisschen zusammenfalten, weil meine Wohnung schon ohne Adam und Anatol tatsächlich sehr klein gewesen war, und durch einen Mann und ein Kind wurde sie nicht gerade größer.“

Irgendwann wird sie gekündigt, weil sie Adam und ihr Kind Anatol als „Untermieter“ beherbergt. Fast auf der Straße, ergeben sich mit einer Freundin, die ein Haus „jottwehdeh“ geerbt hat, ungeahnte Möglichkeiten. Und Adam mit seinen Talenten, seiner Sammel-und Aufbewahrungsleidenschaft realisiert nach und nach mit Menschen in seiner Umgebung seinen Traum vom Leben: Er stiftet hier und da wieder Sinn, denn „wenn der Sinn weg ist, kannst du den Verstand gleich hinterherschmeißen.“

Dieser kleine Roman ist gleichzeitig ein ironisch gezeichnetes, mosaikähnliches Gemälde der Gesellschaft des letzten Jahrhunderts. Leicht zu lesen, aber auf keinen Fall platt.

Birgit Vanderbeke, Das lässt sich ändern, München 2011, 147 S.,

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