Marion Titze, Unbekannter Verlust

Marion Titze, Unbekannter Verlust

„Unbekannter Verlust“ ist Marion Titzes erster Roman und spielt in den Jahren kurz nach der Wende in Berlin. Es ist die Geschichte bzw. das langsame zu Ende gehen einer Freundschaft zwischen Daniel und der Ich-Erzählerin. „Ich habe oft von ihm geträumt. Anders als unsere wirklichen Begegnungen waren die Träume friedlich und schön, waren greifbar wie Morgen und Abend. Die tatsächliche Zeit zwischen Morgen und Abend verlief wie verworrene Träume.“
Durch zahlreiche, oft nur assoziativ verbundene Rück-blicke, Geschichten, Anekdoten, (Kindheits-)Erinnerungen, Märchenschnipsel wird verständlich, weshalb die Freund-schaft zwischen den beiden zerbricht, die gemeinsam an einem Film über Novalis arbeiten. Es ist aber nicht nur die Geschichte einer letztendlich gescheiterten Freundschaft, sondern auch ein Blick auf die vergangene und doch immer noch präsente DDR durch die eigen-willige „Brille“ der Erzählerin.
Die Erzählweise ist zunächst gewöhnungsbedürftig, sprachlich aber interessant durch viele Metaphern, Neo-logismen, grammatikalische Spitzfindigkeiten und Sätze, die zum Unterstreichen animieren. Etwa ihre Beschreibung von Verliebtheit:
„Vielleicht ist Verliebtsein nur das, dieses Andereaugenhaben, hinter eine fremde Netzhaut treten und die Welt wie zum ersten Mal sehen, erfahrungslos, voruteilslos, ichlos.“
Eine unterhaltsame, kurzweilige Lektüre. Mal recher-chieren, ob Marion Titze noch mehr geschrieben hat.

Marion Titze, Unbekannter Verlust, Berlin 1994, 122 S., ISBN 3-87134208-4

4 Gedanken zu „Marion Titze, Unbekannter Verlust

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