
Der Herbst des Einsamen

Der dunkle Herbst kehrt ein voll Frucht und Fülle,
Vergilbter Glanz von schönen Sommertagen.
Ein reines Blau tritt aus verfallener Hülle;
Der Flug der Vögel tönt von alten Sagen.
Gekeltert ist der Wein, die milde Stille
Erfüllt von leiser Antwort dunkler Fragen.

Und hier und dort ein Kreuz auf ödem Hügel;
Im roten Wald verliert sich eine Herde.
Die Wolke wandert übern Weiherspiegel;
Es ruht des Landmanns ruhige Geberde.
Sehr leise rührt des Abends blauer Flügel
Ein Dach von dürrem Stroh, die schwarze Erde.

Bald nisten Sterne in des Müden Brauen;
In kühle Stuben kehrt ein still Bescheiden
Und Engel treten leise aus den blauen
Augen der Liebenden, die sanfter leiden.
Es rauscht das Rohr; anfällt ein knöchern Grauen,
Wenn schwarz der Tau tropft von den kahlen Weiden.

(Georg Trakl)
4 Gedanken zu „Der Herbst des Einsamen“
Die Herbstaufnahmen sind wunderbar und das traurig-schöne Trakl-Gedicht rührt einen an bis ins Mark.
Einen lieben Gruss in den noch dunklen Herbsttag, Brigitte
Danke und liebe Grüße zu dir, ebenfalls noch aus dem Dunkel, erhellt durch eine Kerze auf dem Küchentisch.
Kerze auf dem Küchentisch verbreitet sanftes Licht, wie schön, und ja, das Traklgedicht ist eher nicht voll Licht!
Machen wir uns das herbstliche Leben angenehm!
Liebe Grüße von Sonja
Ja und dafür braucht‘s Licht in allen Variationen ;) dann erscheinen Melancholie und Herbstblues möglicherweise in einem anderen Licht.
Lieber Abendgruß