Elke Heidenreich, Altern

Elke Heidenreich, Altern

„Altern“ von Elke Heidenreich ist eine unterhaltsame Lektüre für einen Nachmittag, allerdings mit nachhaltiger Wirkung.
Zu Beginn stellt die Autorin den LeserInnen zwei Kurzfassungen ihres Lebens gegenüber:
Ich habe mein Leben komplett in den Sand gesetzt
und
Ich hatte ein unfassbar wunderbares Leben
Verbunden mit der Aufforderung:
So.
Und nun suchen Sie sich aus diesen zwei Lebensversionen doch bitte eine aus.


Und schon hier wird deutlich: Die Bewertungen, dessen, was war, ist und sein wird, ist sehr individuell wie auch der Umgang mit dem Alter.

Ab wann ist man eigentlich alt?
Oder müsste es vielmehr heißen: Ab wann fühle ich mich alt? Woran mache ich das fest?

Elke Heidenreichs Antwort lautet:
„Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur: ich stelle mich ihm (dem Alter), ich verleugne es nicht, ich versuche nicht jünger zu wirken, als ich bin. Und ich finde schon gar nicht, dass das Leben im Alter weniger wert ist.“

Das ist ihr persönliches Credo. Das lebt sie, wobei sie Begleiterscheinungen des Alters nicht einfach ignoriert. Auch sie bemerkt bei all ihren Aktivitäten,
dass ihr die Kraft ausgeht:
„Früher bin ich bei Lesereisen nachmittags durch die Städte gestreunt, in denen ich abends las. Jetzt liege ich im Hotelbett und schlafe, um den Abend gut hinzukriegen.“
Doch das hält sie nicht davon ab, zu schreiben und Lesereisen zu unternehmen.
Sie verhehlt auch nicht, dass sie z.B. mit der zunehmender Digitalisierung ihre Schwierigkeiten hat, doch statt zu verzagen, bittet sie um Hilfe.

Und genau das ist das Buch für mich: Eine Ermutigung, sich dem Alter genauso zu stellen, wie man bisher seinen Weg gegangen ist, indem man sich auf Veränderungen einstellt und die jeweils eigene Lösung findet und nicht versucht, mit allen nur möglichen Dingen, das Alter unsichtbar zu machen: Also nicht „Forever Young“.

Dabei ist sicher das Schwierigste und Schwerste, zu spüren und zu akzeptieren, was nicht mehr geht, „oder sagen wir, was einfach nach und nach aufhört.“
Doch – o Wunder – Lesen geht für Elke Heidenreich immer. Für sie eine wichtige Möglichkeit, mit dem Alleinsein und aufkommenden Trübsinn umzugehen:
„ein Glas Wein, ein Spaziergang, ein Telefonat mit einem lieben Menschen, eine Bachkantate, oder eben: das Buch, das Buch, das Buch. Traurigkeit und Melancholie gehören zum Leben, zum Leben der Jungen genauso wie zu dem der Alten, die sind eine geradezu anthropologische Konstante.“

Auf ihre unnachahmliche „schnoddrige“ Art widmet sie sich – inzwischen 81 Jahre alt – mit viel Humor und wohl auch Gelassenheit diesem für manche so schwierigen Thema.

„Altern“ ist zudem indirekt eine wunderbare Leseliste, denn – wie kann es anders sein – zitiert sie aus vielen ihrer Lektüren zu diesem Thema. Da es keine Literaturliste gibt, werde ich mir eine anlegen. Ich denke es lohnt, so wie sich die gesamte Lektüre lohnt, wenn das Thema für einen interessant ist.

Elke Heidenreich, Altern, Berlin 2024, 111 S., ISBN 978 3 446 27964 3

10 Gedanken zu „Elke Heidenreich, Altern

  1. Bei mir steht das Lesen dieses vielgrühmten Buches noch an, aber es wird, es wird, zumal ich Elke Heidenreich und ihre offene, ungekünstelte Art sehr mag.
    Lieben Gruss,
    Brigitte

  2. Ach, wie viele schöne Bücher gibt es und meine Zeit ist so eng. Elke Heidenreich mag ich sehr – ich muss es wohl lesen!
    Liebe Morgengrüße in den Urlaub

  3. Auch bei mir steht dieses Buch auf der Leseliste, ich hatte es schon in Händen und genieße meinen Ausflug zur Lieblingsbuchhändlerin immer sehr.
    Von Frau Heidenreich habe ich beide Bücher über Kater Nero Corleone gelesen, habe gestaunt und geschmunzelt und mich an ihrem Schreibstil erfreut.
    Liebe Abendgrüße in den Norden!

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