
günter abramowski, wer ist wir

„wer ist wir“ ist der neue Gedichtband Günter Abramowskis, geprägt von einer gewissen Altersmelancholie, die etwa sichtbar wird in Gedichten mit Kindheitsepisoden. Krankenhausaufenthalte „vom verstande ignoriert“ sind dann durch ein „zeitentauchen“ als „privileg des alters“ wieder da und können dichterisch verarbeitet werden:
„eines tages
überraschten mich
im nichts-tun des alters
bilder der schweren krankheit
in kindertagen“
Günter Abramowski lotet in und mit seinen Gedichten die „tiefens des lebens“ aus, die „kraft der erinnerung/ vergangenheitszukunftfrei“ daherkommen. Und kommt zu der Erkenntnis,
wir habens nicht so mit der schwerkraft
das alter
(neue erfahrung)
nimmt die welt nach innen
wo sie am intimsten
& kramt im haus
nach fundstücken bildern szenen
die es bespiegelt
ein neues unterwegssein
wir sind zeit
gegenwart erlöst vergangenheit
taut sie im lebenslicht
im lebenslicht ist gut sterben
Ja, es ist ein lyrisches Ich, das sich seiner Endlichkeit bewusst ist und zudem anerkennt, das Teil der Zukunft das Sterben ist. Und dennoch bis zum Schluss
wandlung ist
lebenslanges verschwinden
lebenslanges
sprechen des wortes
hinein in den letzen knochen
Es ist in Gedichtband, der nachhallt, wenn man sich darauf einlässt.
günter abramowski, wer ist wir, neokontemplative gedichte, königshausen & neumann, Würzburg 2024, 111 S., ISBN 978-3-8260-8767-7
4 Gedanken zu „günter abramowski, wer ist wir“
Es ist schön, dass du dich neben der Prosa auch mit Lyrikbänden beschäftigst und dich auf die Gedichte einlässt. (Das ist bei heutigen Gedichten unerlässlich.) Den Autor kenne ich eigentlich nur durch deine Besprechungen.
Seine Art zu schreiben und die Thematik des fortgeschrittenen Alters sagen mir zu in diesen Auszügen.
Hab Dank fürs „Eintauchen“ und lieben Gruss,
Brigitte
Das mache ich gern, ist allerdings für mich auch sehr viel aufwändiger und schwieriger zu besprechen, da ich Gedichte nicht einfach so „runterlesen“ kann wie Prosa oder auch Sachbücher.
Herzliche Abendgrüße
Finde ich auch schön, dass du hier einen „Abstecher“ zur Lyrik machst! :)
Liebe Grüße, Andrea
Danke, das freut mich.
Liebe Grüße und einen angenehmen Abend.