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Kategorie: Gedichte

Nest

Nest

Die Nester im Baum sind nunmehr kaum zu erkennen, werden sie doch von Blättern verdeckt. Dieses habe ich im letzten Jahr unter einem Baum gefunden und bestaunen können, was alles wie kunstvoll verwoben wurde. Gestern morgen bin ich durch erst nicht zuzuordnende Geräusche wachgeworden. Dann habe ich immer wieder einen Vogel anfliegen gesehen und bemerkt, dass er versucht, auf der Lampe meiner Loggia direkt vor meinem Schlafzimmer ein Nest zu bauen – ein zum Scheitern verurteiltes Projekt, ist die Lampe…

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Auf dem Friedhof

Auf dem Friedhof

Kirchenschatten, DämmernachtBreitverzweigter Linden,Kreuz und Kranz so überdachtUnd umspielt von Winden. Glockenklang und Drosselschlag,Hügel still an Hügel,Drüber wiegt ein SommertagSich auf goldnem Flügel. (Gustav Falke) Auf dem Friedwald, den ich Ostersonntag besucht habe, gibt es keine Kirchenschatten, keine still aufgereihten Hügel, sondern lichte Wege, auf denen Menschen still gegangen sind, sich auf Bänken ausgeruht haben und entweder still miteinander oder in Gesprächen vertieft waren. Eine friedvolle Atmosphäre war spürbar, so als trüge der Friedwald diese Bezeichnung zu recht. Eine Schulfreundin ist…

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Zum Licht

Zum Licht

Nur nicht im DunkelSchmählich erschlaffen!Im LichtgefunkelLeben und schaffen.Nur im VersteckeNicht müd’ versiechen,Kränkeln und kriechen —Nur das nicht!Richte und reckeAuf dich zum Licht! (Rainer Maria Rilke, erste Strophe des Gedichts „Zum Licht“)

Ostermorgen

Ostermorgen

Die Lerche stieg am Ostermorgen Empor ins klarste Luftgebiet Und schmettert‘, hoch im Blau verborgen, Ein freudig Auferstehungslied, Und wie sie schmetterte, da klangen Es tausend Stimmen nach im Feld: Wach auf, das Alte ist vergangen, Wach auf, du froh verjüngte Welt! … (Emanuel Geibel, 1. Strophe seines Gedichts „Ostermorgen“)

Leiser werden

Leiser werden

Wir müssen leiser, immer leiser werden,Dass uns der sanfte Engel wieder ruft,Im Lärm der Dinge dunkelt eine Gruft,Drin Friede ruht, das schöne Totenwort. Gott lebt im Beten unsrer Liebe fort,sinkt immer tiefer in die eigne Segnung.Hier unten sind wir nur Begegnung.Doch Aufgeblühte sind wir dort. (Nelly Sachs)

Wäsche

Wäsche

(Es musste mal wieder sein – dieses Mal ohne die sonst vorhandenen Lichtspiele und -farben) Wäsche ist von des Menschen UmäußerungDas Innerste, also das Feinste,Und sollte immer das ReinsteSein, wie im Menschen selber die Seele. Was immer ihr fehle,Die Sauberkeit fehle ihr nie.Und schön und schöner, wenn außerdem sieNoch Wohlgeschmack, einen freien GeistUnd das Verständnis für neueste ZeitUnd für die Gesetze der EwigkeitBeweist. – Wie doch die innersten Blättchen der BlütenDie innigsten sind. –Wäsche sollst du wie dein GewissenUnd wie…

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Auf eine Lampe

Auf eine Lampe

Noch unverrückt, o schöne Lampe, schmückest du,An leichten Ketten zierlich aufgehangen hier,Die Decke des nun fast vergessnen Lustgemachs.Auf deiner weissen Marmorschale, deren RandDer Efeukranz von goldengrünem Erz umflicht,Schlingt fröhlich eine Kinderschar den Ringelreihn.Wie reizend alles! lachend, und ein sanfter GeistDes Ernstes doch ergossen um die ganze Form –Ein Kunstgebild der echten Art. Wer achtet sein?Was aber schön ist, selig scheint es in ihm selbst. (Eduard Mörike)

O Welt in einem Ei

O Welt in einem Ei

O Welt im Ei, von HautUnd Schale rings umgeben!Wenn dich die Sonne schaut,Beginnt dein freieres Leben. Dann lebst du, wie dein Ahne will,Als Strauß, als Fisch, als Krokodil,Als Huhn ein Mehrerwachen,Ein größeres Glück und größere QualIn einem weiteren Oval.Bis neue Schalen krachen. O Welt in einem Ei,Wie Wichtiges entscheidet sich,Geht deine Wand entzwei.Vielleicht verschlingt man, kocht man dich,Ißt dich mit Senf, mit Kaviar(Störs ungezählten Eiern!). Und wenn sie Ostern feiern,Die dich verschlucken roh und gar,Dann lachen sie und spaßena conto…

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Berlin

Berlin

Ich liebe dich bei Nebel und bei Nacht,wenn deine Linien ineinander schwimmen, –zumal bei Nacht, wenn deine Fenster glimmenund Menschheit dein Gestein lebendig macht. Was wüst am Tag, wird rätselvoll im Dunkel;wie Seelenburgen stehn sie mystisch da,die Häuserreihn, mit ihrem Lichtgefunkel;und Einheit ahnt, wer sonst nur Vielheit sah. Der letzte Glanz erlischt in blinden Scheiben;in seine Schachteln liegt ein Spiel geräumt;gebändigt ruht ein ungestümes Treiben,und heilig wird, was so voll Schicksal träumt. (Christian Morgenstern)

Himmelblau

Himmelblau

O Himmelblau, o Himmelblau,Hab dich so oft gesehn –Was sagst du mir heut zum ersten Mal,Wie du wunder-, wunderschön? O Vögel all, ihr Vögelein,Ich lauscht euch doch so oft –Was sagt ihr mir heut zum ersten Mal,Was ihr träumt und sehnt und hofft? Du wunderschöne Gotteswelt,Wie traut erschienst du mir –Was sagst du mir heut zum ersten Mal,Dass ich ein Teil von dir? (Ferdinand Ernst Albert Avenarius)