Jenny Offill, Amt für Mutmaßungen

Jenny Offill, Amt für Mutmaßungen

Der Roman hat mich thematisch an „Szenen einer Ehe“ erinnert und ist doch ganz anders. „Amt für Mutmaßungen“ ist assoziativ, mosaikartig, fast im Stil eines persönlichen Tagebuchs geschrieben, in dem man vieles unkoordiniert festhält: Zitate, Gedichte, Lieder, eigene Gedankensplitter und Fragen, die einem durch den Kopf rasen, Zeitungsausschnitte, Aphorismen bekannter Philosophen, Schriftsteller oder auch Wissenschaftler. Auf diese Weise erhält der Leser aus der Perspektive der Frau, die mal als Ich-Erzählerin auftritt, mal stärker distanziert als personaler Erzähler, Einblick in die…

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Leben

Leben

Leben ist das Einatmen der Zukunft. (Pierre Leroux) Oder ist es nicht eher: Einatmen der Gegenwart? Wie auch immer: Ich wünsche euch für alle Zeiten einen „langen Atem“;)

Cecilie Enger, Die Geschenke meiner Mutter

Cecilie Enger, Die Geschenke meiner Mutter

Es ist ein leises, ein berührendes, ein liebevoll geschriebenes Buch, das der Schriftstellerin und Journalistin da gelungen ist. Schon der Inneneinband ist verheißungsvoll und macht neugierig. Auf handgeschriebenen Listen mit unterschiedlich farbigen Kugelschreibern sind Fotos von diversen Gegenständen abgebildet. Man sieht ein Auto, ein knieendes Porzellanpferd, eine Kreamikfigur etc. und kann zunächst nichts damit anfangen. Nach der Lektüre weiß man: Sie symbolisieren ein ganzes Familienuniversum. „Ich war schon lange darauf vorbereitet, dass der Tag kommen würde, aber nur als ein…

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Oliver Bantle, Wolfs letzter Tag

Oliver Bantle, Wolfs letzter Tag

Die Kategorie „Lebenskunst-Roman“ ist mir – ehrlich gesagt – noch nicht untergekommen. Der Titel „Wolfs letzter Tag“ setzt eher Assoziationen von „einsamer Wolf“, „Tod und Sterben“ frei als von „Leben“ oder gar „Lebenskunst“. Der Roman ist die Geschichte von Wolf dem Wolf, einem ehemaligen Leitwolf, dessen Tag gekommen ist, an dem er sein Rudel verlassen muss, um zu sterben. Wobei dieses Wort lange vermieden wird. „Jetzt ist es also soweit, denkt er. Ab Morgen muss der Wald ohne mich klar…

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Doris Märtin, leise gewinnt

Doris Märtin, leise gewinnt

In diesem gut verständlich geschriebenen, übersichtlich strukturierten Sachbuch, geht es Doris Märtens darum, diverse Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sich Introvertierte im Privat- und Berufsleben „Gehör verschaffen“. Man liest – m. E. mit einigem Gewinn – entweder das gesamte Buch oder als „eiliger Leser“ nur die jeweils zu seinem Verhaltensstil passenden Kapitel, die als Auflistung dem Inhaltsverzeichnis folgen. Anhand eines Fragenkatalogs kann man sich über die verschiedenen Arten des Leiseseins klar werden. Märtin unterscheidet vier Verhaltensstile: die Masterminds die Supersensiblen die Nerds…

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ernst und heiter

ernst und heiter

Das Leben hört nicht auf, lustig zu sein, wenn Menschen sterben. Ebenso bleibt es ernst, wenn Menschen lachen. (George Bernhard Shaw) Genau das habe ich am Bett einer Dame erfahren, die auf einen Platz im Hospiz wartet. Wir haben uns voneinander verabschiedet – für immer. Und das heiter und gelassen. Eine für beide heilsame Begegnung.

Pfarrerinnenjubiläum

Pfarrerinnenjubiläum

„Eine Pastorin? Keine Sorge“…, „Das heiratet sich weg, das Problem! Dein Kollege ist doch noch zu haben, nicht wahr?“ Das Problem, also die Pastorin, heiratet sich weg – das galt damals noch. Eine Pastorin, die heiratete, verlor ihr Amt, ihre Stelle, einfach alles. Pflichtzölibat für Pastorinnen noch in den 60 er Jahren!“ Diese Sätze gab es heute Morgen in der Sendung Lebenszeichen „40 Jahre Pfarrerinnen – Was die Gleichberechtigung von Frauen einer Kirche bringt“ zu hören. Sie feiern immerhin schon…

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Ulla Hahn, Spiel der Zeit

Ulla Hahn, Spiel der Zeit

Nun liegt er vor der dritte Band über Hilla Palm aus Dondorf, 600 Seiten stark, mit Lesebändchen. Der Roman beginnt mit der Aufzählung des gesamten „Stammpersonals“, das die Leser schon aus „Das verborgene Wort“ und „Aufbruch“ kennen: „Ich kann sie doch nicht einfach sitzen lassen im hillije Kölle, meine Hilla, mit dieser Lichtung, dieser Nacht in ihrem jungen Leben, da muss einer her, der sie erlöst, muss Freude her, Party, Lebenslust. Hereinspaziert heißt es noch einmal für Vater Josef Palm…

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