Der Gong

Der Gong

Nicht mehr für Ohren…:Klang, der, wie ein tieferes Ohr, uns, scheinbar Hörende, hört. Umkehr der Räume. Entwurf innerer Welten im Frein…, Tempel vor ihrer Geburt, Lösung, gesättigt mit schwer löslichen Göttern…:Gong!  Summe des Schweigenden, das sich zu sich selber bekennt, brausende Einkehr in sich dessen, das an sich verstummt, Dauer, aus Ablauf gepreßt, um-gegossener Stern…Gong!  Du, die man niemals vergißt, die sich gebar im Verlust, nichtmehr begriffenes Fest, Wein an unsichtbarem Mund, Sturm in der Säule, die trägt, Wanderers Sturz in den Weg, unser, an Alles, Verrat…Gong! (Rainer Maria Rilke)

Meine Puppe kriegst du nicht!

Meine Puppe kriegst du nicht!

(Dem Bösewicht ist sie offensichtlich nicht in die Hände gefallen, verloren und noch nicht wieder in den richtigen Händen, wartet sie.) Nein, du kleiner Bösewicht,meine Puppe kriegst du nicht!Noch ist’s gar nicht lange her;denkst du denn, ich weiß nicht mehr,wie’s der andern ist ergangen,was du mit ihr angefangen?Erst die Nase abgemacht,dann das Köpfchen ihr zerkracht,dann den ganzen Leib zerrüttetund die Kleie ausgeschüttet,daß die Beine und der Bauchhingen wie ein leerer Schlauch,dann die Arme ausgerissenund sie auf den Müll geschmissen!Nein, du…

Weiterlesen Weiterlesen

Zeichensetzung

Zeichensetzung

! »Das Autoritäre kennt das Ausrufezeichen. Die Kunst kennt das Fragezeichen.«(Michel Friedmann) ? In dem Zusammenhang fällt mir ein, dass ich mich in einem Kurs mal „bildlich“ vorstellen sollte. „Ich bin ein krummes Ausrufezeichen.“„Aber das ist doch ein Fragezeichen.“„Nein, ich bin kein Fragezeichen, sondern ein krummes Ausrufezeichen.“ Da war ich mir ganz sicher, obschon ich den Einwand gut nachvollziehen konnte.Heute bin ich ein Ausrufezeichen, zumindest gefühlt!

Vollmond

Vollmond

(Wer genau hinschaut, sieht, dass noch ein klein wenig fehlt) Leise schwimmt der Mond durch mein Blut …Schlummernde Töne sind die Augen des TagesWandelhin – taumelher – Ich kann deine Lippen nicht finden …Wo bist du, ferne StadtMit den segnenden Düften? Immer senken sich meine LiderÜber die Welt – alles schläft. (Else Lasker-Schüler)

Sommeranfang

Sommeranfang

So sieht Sommeranfang in Speckhorn aus.Da helfen eine zugewandte Freundin beim Walken und Lichtblicke aus dem Garten, die sich beim Schneiden von tief auf dem Boden liegenden Ästen ergeben: So kann man sich dann seinen eigenen Sommeranfang gestalten und in Ruhe und Gelassenheit abwarten, wie sich der Sommer draußen entwickelt. Übrigens die Vögel hält das Wetter nicht vom Singen ab …

Lauschen

Lauschen

Vor lauter Lauschen und Staunen sei still,du mein tieftiefes Leben;daß du weißt, was der Wind dir will,eh noch die Birken beben. Und wenn dir einmal das Schweigen sprach,laß deine Sinne besiegen.Jedem Hauche gib dich, gib nach,er wird dich lieben und wiegen. Und dann meine Seele sei weit, sei weit,daß dir das Leben gelinge,breite dich wie ein Feierkleidüber die sinnenden Dinge. (Rainer Maria Rilke) Stille, lauschen und wahrnehmen, was ist, vorbehaltlos, ohne Interpretation und Bewertung – eine Übung in Achtsamkeit, die…

Weiterlesen Weiterlesen

Aufgeschnappt

Aufgeschnappt

Schultoilettengipfel – heute in Berlin. (Den Gegenstand dieses Gipfels möchte ich nicht in Bilder umsetzen, da hat sicher jede(r) so ganz eigene Bilder, die ich nicht zerstören möchte ;)Dass ein solcher Gipfel überhaupt notwendig ist. Hoffentlich ändert sich danach dann auch wesentlich etwas, damit es nicht bei politischen „Sonntagsreden“ bleibt.

Stille

Stille

Wenn es nur einmal so ganz stille wäre.Wenn das Zufällige und Ungefähre Verstummte und das nachbarliche Lachen,wenn das Geräusch, das meine Sinne machen,mich nicht so sehr verhinderte im Wachen -: Dann könnte ich in einem tausendfachenGedanken bis an deinen Rand dich denkenund dich besitzen (nur ein Lächeln lang),um dich an alles Leben zu verschenkenwie einen Dank. (Rainer Maria Rilke) Ab und an ist es hier still. Dann brauche ich Stille im Außen und im Innen. Für mich heilsam und notwendig,um nicht…

Weiterlesen Weiterlesen

In memoriam Anne Frank

In memoriam Anne Frank

Sie wäre heute 95 Jahre alt geworden. „Ich werde, hoffe ich, dir alles anvertrauen zu können, wie ich es noch bei niemandem gekonnt habe, und ich hoffe, du wirst mir eine große Stütze sein.“ So beginnt das Tagebuch der Anne Frank, das sie an ihrem 13. Geburtstag geschenkt bekommen hat: „An erster Stelle warst du es, die (!) ich zu sehen bekam und was wahrscheinlich eines von meinen schönsten Geschenken ist.“ Da geht sie noch zur Schule und hat Freundinnen,…

Weiterlesen Weiterlesen

Szczepan Twardoch, Kälte

Szczepan Twardoch, Kälte

Schon Twardochs Roman „Der Boxer“ war ein Roman, in dem Gewalt zwischen Menschen breiten Raum einnahm, allerdings nicht – wie man vermuten könnte – aus einer Freude an Gewalt, sondern als wesentliches Element dessen, was dort erzählt werden sollte, musste. Ähnlich ist es bei diesem Roman „Kälte“. Zwischenzeitlich ist mir beim Lesen der Gedanke durch den Kopf geschossen, ob man nicht diesen Roman mit einer Triggerwarnung versehen müsste, wie bei Filmen. Aber gibt’s das auch für Romane? Doch der Reihe…

Weiterlesen Weiterlesen