Anselm Grün/ Walter Kohl, Was uns wirklich trägt

Anselm Grün/ Walter Kohl, Was uns wirklich trägt

Auf den ersten Blick haben Anselm Grün und Walter Kohl nicht viel gemeinsam, der eine lebt seit fast 50 Jahren als Mönch und Priester in einem Kloster, der andere ist Unternehmer, verheiratet und lebt in einer (Patchwork-) Familie.

Aber beide kennen sich in wirtschaftlichen Angelegenheiten aus, schreiben und sind als Berater und Referenten tätig. Beide haben in ihrem Glauben eine Basis, die sie trägt, und beide sind auf dem Weg, auf der Suche nach Sinn und dem, was sie – auch in Krisenzeiten – trägt.

Und ihre Antworten sind ähnlich. Beide wissen um ihre Herkunft, so unterschiedlich sie auch ist, um das, was sie von ihren Eltern mit auf den Weg bekommen haben, um ihre Schwierigkeiten, Zweifel und Krisen in ihrem Leben. In jeweils einem Kapitel schreiben beide in getrennten Beiträgen ihre Ansicht zu dem jeweiligen Aspekt des Themas.

Und beide sind sich darin einig, dass das Was eines Lebens – die Herkunft, die Ereignisse, das Verhalten anderer Menschen, also die Umstände – oft nicht zu beeinflussen ist und demnach erst einmal angenommen werden muss, möglichst ohne energieaufreibenden Widerstand.
Erst dann könne in Ruhe geklärt werden, inwieweit das Wie verändert werden, also der eigene Umgang mit dem Was verändert werden kann. Auf sinn-volle, weitreichende und tragende Lösungen komme man, wenn man die eigenen Gefühle beachtet und klärt, sie beachte als „Signale, die uns unser Leben sendet“. Denn sie stellen „uns in unzählig vielen Varianten stets die gleiche Frage: Wie willst du mit dir selbst, deinen Erlebnissen, deinen Mitmenschen und dem Leben umgehen?“

Das findet aber nur der heraus, der in die Stille geht, ehrlich mit sich selbst und seinen Gefühlen umgeht und dabei die Deutungshoheit und die ihm mögliche Eigenverantwortung wahrnimmt. Sowohl Anselm Grün als auch Walter Kohl machen hier Anleihen bei Viktor Frankl, dessen Schriften beide stark beeindruckt und beeinflusst hat.

An Beispielen aus dem eigenen Leben oder aus der Beratung anderer erzählen beide Autore, was ihnen geholfen, sie getragen und weitergebracht hat. Der Leser kann dies als Impulse aufgreifen oder erkennen, wo er bereits sinn-voll mit seinen Fragen des Lebens umgeht.
Nach dem Wesentlichen in ihrem Leben gefragt, antworten beide mit den „Spuren“, die sie hinterlassn wollen:

„Ich möchte, dass durch meine Lebensspur diese Welt ein wenig heller, wärmer, menschlicher und barmherziger wird.“ ANSELM GRÜN

„Es wäre schön, wenn ich eine Spur der Freundschaft und des inneren Friedens hinterlassen könnte.“ WALTER KOHL

Es ist gut lesbares und nachvollziehbares Buch, das sicher viele Möglichkeiten bietet, sich mit den eigenen Themen und Gefühlen auseinanderzusetzten.

Anselm Grün, Walter Kohl, Was uns wirklich trägt. Über gelingendes Leben. Herder Freiburg im Br. 2014, 333 S., ISBN 978-3-451-33292-0

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