Elias Canetti, Das Buch gegen den Tod

Elias Canetti, Das Buch gegen den Tod

„Das Buch gegen den Tod“ ist erst zwanzig Jahre nach Canettis eigenem Tod erschienen und von Peter von Matt mit einem Nachwort versehen worden.

Canettis Aufzeichnungen, Gedanken, Fragen, Aphorismen sind chronologisch geordnet. Sie beginnen mit Aufzeichnungen 1942 für das Totenbuch, das nach Canettis eigenen Aussagen paradoxerweise nur entstehen wird, „wenn das Wort ‚Tod‘ darin sich vermeiden läßt.“ und endet mit Aussagen aus dem Jahre 1994, dem Jahr, in dem Canetti gestorben ist:

„Es ist Zeit, mir wieder Dinge mitzuteilen. Ohne dieses Schreiben löse ich mich auf. Ich spüre, wie mein Leben sich in stumpfes, trübes Sinnen auflöst, weil ich nicht mehr Dinge über mich aufschreibe. Ich will versuchen, das zu ändern.“

Somit erhält der Leser natürlich auch Einsichten in Canettis Leben und Schreiben, was für ihn beinahe identisch zu sein scheint.

Die Frage nach dem richtigen Umgang mit dem Thema Tod wird zur Frage nach dem Umgang mit der Wahrheit, sich selbst und anderen gegenüber:

„Die Kleine will wissen, was Krieg ist. Da man über den Tod nicht zu viel zu ihr spricht (denn ihr steht in jüngsten Jahren der Tod ihres Vaters bevor) beschränkt man sich darauf, vom Krieg als einer Zeit zu sprechen, da es wenig zu essen gibt.
Das macht ihr mehr Eindruck, als wenn sie die Wahrheit erfahren hätte.“

Nur, woher weiß derjenige das, der diese Aussage tätigt?

Abgelöst werden längere Passagen von kurzen Aphorismen, eigenen Feststellungen :

Das Herz von Herbst zu Herbst tragen, bis es in den Blättern versinkt.
oder
Ich will niemanden mehr begraben. Dann schon besser selbst begraben zu werden.

Für mich ist es eine Art Lesebuch über das Thema Tod, das man immer mal wieder zur Hand nimmt, um darin zu blättern, sich Anregungen zu holen, an Sätzen hängen zu bleiben und zu versuchen, eine eigene Einstellung und Position zum Tod bzw. zum Leben zu entwickeln.

Elias Canetti, Das Buch gegen den Tod. Mit einem Nachwort von Peter von Matt, Hanser Verlag München 2014, 352 S., ISBN 978-3-446-24467-2

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