Herta Müller, Atemschaukel
Ja, ich weiß, über Herta Müller und diesen Roman ist soooo viel geschrieben worden. Deshalb werde ich euch mit einer „normalen“ Rezension verschonen, es gibt so viele kluge, gut geschriebene, da braucht es meine nicht (mehr).
Ich habe den Roman schon vor der Verleihung des Nobelpreises gekauft und angefangen zu lesen, weil mich die Romane Herta Müllers, vor allem aber ihre Sprache, immer schon fasziniert haben. Nie leichte Kost, aber immer „außer-gewöhnlich“.
So auch dieser Roman, der wenig äußere Handlung erzählt, sondern oftmals Assoziationen beschreibt, die der Häftling, ein junger Deutscher in Rumänien, mit bestimmten Gebrauchsgegenständen im russischen Gefangenenlager und seiner Umgebung verbindet oder auch mit Kleidungsstücken, die sich in seinem Koffer noch von zu Hause befinden: Zement, Silberpappeln, Läusekämme, ein Taschentuch.
Und der Satz der Großmutter: ICH WEISS DU KOMMST WIEDER.
Dieser Satz wird überlebenswichtig. Das kann der Häftling aber erst im Lager erkennen. Denn zu Beginn war seine Abholung für ihn eine willkommene Möglichkeit, von zu Hause wegzukommen: „Ich wollte weg aus der Familie und sei es ins Lager.“
Die Sprache dieses Romans ist so unerhört, so neu, so unnachahmlich, dass ich erst gar nicht versuchen werde, sie zu beschreiben. Sie ist poetisch – ohne das, was sie zur Sprache bringt, zu beschönigen. Ein Meisterwerk!
Herta Müller, Atemschaukel, München 2009, 297 S., mit einem Nachwort von Herta Müller, ISBN 978-3-446-2391-1
3 Gedanken zu „Herta Müller, Atemschaukel“
Ich sehe, Du bist nach der Lektüre zum gleichen Fazit gelangt wie ich und viele andere auch! Schön, dass Du Deine Rezension nicht für Dich behalten sondern veröffentlicht hast!