Katja Lewina, Was ist schon für immer

Katja Lewina, Was ist schon für immer

Kann man sterben lernen?
„Sterben. Ich weiß gar nicht wie das geht. Ich mache das doch auch zum ersten Mal.“

Noch geht’s nicht direkt ums Sterben für die erst vierzigjährige Autorin. Sie weiß, wie wir alle, dass wir sterben müssen – eines Tages. Was aber ist, wenn dieses „eines Tages“ aufgrund einer Diagnose in naher Zukunft, eigentlich jederzeit eintreten kann?

Wenn Sterblichkeit spürbar ist, Teil des Alltags wird. Wenn der Sinn menschlichen Lebens nicht (mehr) in der Dauerhaftigkeit, in der Länge der noch verbleibenden Zeit zu finden ist, sondern wir gezwungen sind, „uns zu fragen, wie wir unsere Zeit nutzen wollen“? Was macht dann die spürbare und erlebbare Tatsache unserer Endlichkeit mit unserem Leben, unseren Beziehungen? Wie erkläre ich es meinen Kindern?

Diesen Fragen stellt sich die Autorin in diesem schmalen Band und versucht ihre Antwort zu finden – sucht allerdings nach solchen auch bei Schriftstellern und Philosophen – radikal ehrlich ohne in Rendensartplattitüden zu verfallen.

Sie findet in der „radikalen Akzeptanz“ eine Möglichkeit des Umgangs:
„Wir nahmen die Realität als die an, die sie war, statt gegen unser Schicksal anzukämpfen. … Es ergibt keinen Sinn, sich gegen das, was geschehen ist, zu wehren. Es ist schließlich ohnehin nicht mehr zu ändern. Doch das bedeutet nicht, dass wir nicht trauern dürfen. Ganz im Gegenteil: Verluste von Menschen, Dingen, Lebensträumen brauchen Zeit und Raum, um auszuheilen – … Sich dieser Trauer voll und ganz hinzugeben, ist die einzige Möglichkeit, sich nicht ein Leben lang von ihr auffressen zu lassen.“

Wohl denen, die da noch ein „Wir“ leben und diesen Weg nicht allein gehen müssen. Es ist ein herausforderndes Buch, wie alle, die sich mit Themen von Tod und Sterben auseinandersetzten – bisher für viele immer noch Tabuthemen, denen sie gerne ausweichen, und die wie Marcel Duchamp glauben:

„Im Übrigen sind es immer die anderen, die sterben.“ – Zumindest lautet so seine Grabinschrift.

Katja Lewina, Was ist schon für immer. Vom Leben mit der Endlichkeit, Köln 2024, 140 S., ISBN 978-3-7558-0007-1

4 Gedanken zu „Katja Lewina, Was ist schon für immer

  1. Sich dem stellen, was ist, ist auch im Alltag nicht immer leicht. Und bei einer Diagnose, die den Tod ankündigt, muss es besonders hart sein. Das Buch könnte ein guter Ansatz sein.
    Einen lieben Gruss in den Sonntag,
    Brigitte

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