Luisa Strömer & Eva Wünsch, Schwellenangst
Schon in den Neunzigern hat sich Carmen Thomas in ihrer Sendung „Hallo Ü-Wagen“ dem Thema Tod und Sterben gewidmet und in ihrem Buch „Berührungsängste. Vom Umgang mit der Leiche“ dafür plädiert, sich für das Abschiednehmen Zeit zu nehmen und es nicht einfach zu delegieren.
Luisa Strömer und Eva Wünsch haben sich in einer Gemeinschaftsarbeit einem noch weiteren Spektrum gewidmet: Annäherung an einen anderen Umgang mit Sterben, Tod und Trauer – so heißt es im Untertitel. Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis verdeutlicht dieses breite Spektrum:
Die Autorinnen sensibilisieren für die verschiedenen Bereiche, die mit dem Tod in Verbindung stehen: von biologischen Prozessen des Sterbens, der Auflösung eines Körpers, bürokratischen Hürden und Schlupflöchern über Trauer, die sich allen Phasenmodellen entzieht, und Wachstumsschmerzen bis hin zu unkonventionellen Bestattungen und gesellschaftlichen Ungleichheiten, die über den Tod hinausreichen.– So der zutreffende Text des Kunstmannverlages über dieses so wichtige Buch, das ein alle betreffendes Thema aus der Tabuzone holt.
Sachliche Hinweise zu den jeweiligen Aspekten – etwa die gesellschaftlichen Unterschiede im Umgang mit Verstorbenendes in den jeweiligen Gesellschaften und Religionsgemeinschaften – werden ergänzt durch meist farbige Illustrationen, die das Gesagte und/ oder die Berichte vom Thema Beteiligter aus allen Altersklassen bildlich ergänzen.
Gestalterisch heben sich die jeweiligen Beiträge gut voneinander ab, was die Einordnung erleichtert, da Erzählungen Beteiligter in den jeweiligen Bericht eingeschoben sind. So kann man als LeserIn entscheiden, ob man den Autorinnentexten weiter folgt oder wissen möchte, was Betroffen dazu zu sagen haben. Ergänzt werden die Texte mit Quellenangaben und Hinweisen, die einem bei Fragen, Problemen zu den jeweiligen Bereichen weiterhelfen können.
Es ist ein wirklich ansprechendes Buch entstanden, das hilfreich ist, will man sich beizeiten, also noch zu Lebzeiten damit beschäftigen, um selbst auf das vorbereitet zu sein, was man rund um das Thema Sterben und Tod wissen sollte, aber auch als Angehöriger, um dann – viellicht ruhiger – Sterbende begleiten zu können, wenn dies gewünscht wird. Man muss „Schwellenangst“ nicht linear lesen, sondern kann sich gut die jeweils für einen persönlich wichtigen Kapitel vornehmen. Das Lesebändchen ist dabei hilfreich.
Denn oft kommt der Tod unvorbereitet, unvorhersehbar. Dann ist es immer sehr hilfreich für Zugehörige zu wissen, welche Entscheidungen sie im Sinne der Verstorbenen treffen. Sie können dann auch vorbereiteter mit Angestellten eines Bestattungunternehmens sprechen.
Luisa Strömer u. Eva Wünsch, Schwellenangst. Annäherung an einen anderen Umgang mit Sterben, Tod und Trauer, Antje Kunstmann Verlag, München 2024, 259 S. ISBN 978-3-95614-606-0
4 Gedanken zu „Luisa Strömer & Eva Wünsch, Schwellenangst“
Mit diesen ganzen Dingen, das Ende betreffend, beschäftige ich mich sehr, deshalb wieder ein großes DANKESCHÖN für diese Buchvorstellung!
Liebe Grüße von
Sonja
Immer wieder gern! Mir liegt das Thema immer schon am Herzen und ich halte Ausschau nach unterschiedlichen Zugängen und (literarischen) Darbietungsformen.
Herzliche Grüße
Das könnte auch etwas für mich sein. Ja, ein unverkrampfter Zugang zum Thema Sterben und Tod ist sicher interessant und aufschlussreich.
Einen sehr lebendigen Gruss,
Brigitte
Man könnte meinen, dass einem dieses Buch helfen könnte, die eigene Schwellenangst bei diesem Thema zu überwinden.
Es ist sachlich und gleichzeitig bietet es Platz für vorhandene Emotionen und Erfahrungen von Menschen, die sie mit diesem Thema gemacht haben.
Herzliche Grüße