Milan Kundera, Das Fest der Bedeutungslosigkeit

Milan Kundera, Das Fest der Bedeutungslosigkeit

Das Lesen des Romans zaubert einem ein Lächeln ins Gesicht. Er kommt mit einer Leichtigkeit, mit Humor, feiner Ironie, Wortspielen und Neologismen daher, die einen durch den Roman tragen, unterhalten und gute Laune machen.

Vier in Paris lebende, ältere Männer – Alain, Ramon, Charles und Caliban – sind allesamt auf der Suche nach guter Laune, nach Aufmerksamkeit und der Frage, worin eigentlich (noch) ihre Bedeutung liegen könne. So unterschiedlich sie sind, eint sie doch die Frage, wie, wo sie fündig werden.

Der Ich-Erzähler begleitet sie – jeder ein Kauz für sich – kennt ihre (erotischen) Träume, ihre Sorgen und Nöte und teilt diese mit dem Leser, den er teilweise direkt anspricht, um ihm seine Erzählweise erläutert.

Diese besteht nicht in linerarem Erzählen einer Geschichte, sondern setzt sich aus verschiedensten Elementen zusammen: aus Alltagssituationen, Träumen, Sehnsüchten, inneren Monologen, Geschichts-Anekdoten über Stalin, Chruschtschow, Kant, Hegel und Schopenhauer, Reflexionen über Menschenrechte und die erotischen Zonen der Frauen, die Alains Ansicht nach klassischer Weise in Schenkel, Hintern und Busen liegen und auf jeden Fall um den Nabel erweitert werden müssten.

Hört sich unvereinbar an? Chaotisch? Ist es aber nicht. Federleicht schwebt man durch diesen Roman, ist Zuschauer eines Festes, das skurriler nicht sein kann. Ob man sich Ramons Fazit anschließt, mag jeder für sich entscheiden:

„… die Bedeutungslosigkeit, mein Freund, ist die Essenz der Existenz. Sie ist überall uns immer bei uns. Sie ist sogar dort gegenwärtig, wo niemand sie sehen will: in den Greueln, in den blutigen Kämpfen, im schlimmsten Unglück. Das erfordert oft Mut, sie unter so dramatischen Umständen zu erkennen und bei ihrem Namen zu nennen. Aber es geht nicht nur darum, sie zu erkennen, man muss sie lieben, die Bedeutungslosigkeit, man muss lernen sie zu lieben.“

Dieser Roman ist einer der wenigen, die ich sofort noch einmal lesen würde und werde!!

Milan Kundera, Das Fest der Bedeutungslosigkeit, a.d. Franz.v. Uli Aumüller, Carl Hanser Verlag, München 2015, 140 S., ISBN 978-3-446-24763-5

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