Ausmisten oder Ausräumen?
Ich mag es, morgens ein Blatt vom diesjährigen „Sprüchekalender“ abzureißen, eine Tarot-Karte zu ziehen oder eine Karte aus dem Kartenset „Die Kraft der Sprache“. Für mich immer mal wieder Impulse, über bestimmte Lebensaspekete nachzudenken oder auch über die Sprache, mit der ich unterwegs bin.
Vor einiger Zeit ist mir bewusst geworden, wieviel „Kriegs-Sprache“ in meinem Vokabular vorhanden ist, über das ich nie nachgedacht habe, weil ich es von Kindesbeinen an so gewohnt war. Da gibt es sogar Formulierungen, die ich hier nicht einmal aufschreiben könnte, weil mir mittlerweile bewusst ist, welchen perfiden mörderischen Hintergrund sie haben, der mir nie vermittelt worden ist, den ich selbst lange nicht erkannt habe.
Seitdem bin ich „auf der Hut“ und schaue, mir dieser Begriffe bewusst zu werden, vor allem das Denken, was damit zum Ausdruck kommt, zu durchschauen und dann diese Begriffe durch adäquatere zu ersetzen.
Doch auch in anderen Bereichen macht sich über Sprache ein wenig positives oder konstruktives Denken breit:
Den Feiertag morgen möchte ich nutzen, meine Winterkleidung mottenfest zu verstauen – Motten lieben nämlich meine schönen Pullover – und gleichzeitig die Kleidung und Schuhe auszusortieren, die ich länger nicht mehr getragen habe, die mir nicht mehr passen.
Früher habe ich „ausgemistet“ – heute sortiere ich aus, lasse Altes, für mich nicht mehr Notwendiges los und schaffe Raum und Übersicht. Dabei überlege ich mir dabei, wo ich noch gute Kleidung, Taschen etc. sinnvoll in „gute, neue Hände“ abgeben kann. Ein direktes Abgeben macht mir am meisten Freude. Da das nicht immer möglich ist, nutze ich Sozialkaufhäuser, Agenturen, die Bücher wieder in den Lesekreislauf bringen. Hatte auch schon einmal die Idee, in meiner Garage einen privaten Flohmarkt zu veranstalten. Doch der Aufwand ist mir gefühlt dann doch zu groß.
6 Gedanken zu „Ausmisten oder Ausräumen?“
Achtsam mit den Dingen und mit der Sprache (nicht zuletzt auch mit sich selbst) umzugehen ist den Aufwand meistens wert. Und tut der Seele einfach gut.
In diesem Sinne frohes Räumen!
Und einen lieben Gruss,
Brigitte
P.S. Hier ist der Tag ein gewöhnlicher Werktag.
Für mich ist es auf jeden Fall lohnenswert.
Vieles entdeckt man wieder, aus vielem ist man – aus sehr unterschiedlichen Gründen – auch herausgewachsen, auf jeden Fall ist es für mich ein emotionaler Vorgang.
Herzliche Grüße
ja, gell! da schleppe ich auch genügend zeugs mit mir rum, sprach- und anderes. ausräumen – ja, das klingt sehr viel besser als ausmisten. hab ja nicht lauter mist im schrank oder im mund. oder doch?
lieber gruß
Sylvia
Nö, wenn man mal Hühner- und oder Schweineställe ausgemistet hat, dann weiß man, was „Ausmisten“ ist. Da passt das Wort.
Ich aber lebe ja nicht in einem Stall ;)
Liebe Grüße
liebe mona-lisa,
was mich bei so vielen texten von dir „bewegt“: diese ständige bereitschaft, an sich zu arbeiten. als ob du alles aufsammeln würdest, jedes kleinste stöckchen, das dir den weg zu einer weiteren aufgabe weisen könnte – zu noch mehr arbeit an dir.
ich denk mir oft (auch jetzt): lass es doch auch mal einfach nur gut sein. es muss doch nicht alles und jedes einen höheren wert haben, den man tunlichst anstreben sollte.
miste doch aus, wenn du ausmisten willst. weil doch auch wirklich so manches, das man so hat, im lauf der zeit oder durch den gebrauch oder aus sonst irgendeinem grund mist geworden ist. wäre dem nicht so, würdest du es doch auch nicht so nennen.
alles liebe,
andrea
Nö, meine Sachen werden auch durch den Gebrauch nicht zu „Mist“. Sie setzen eher Patina an.
Ich verstehe allerdings, was du meinst oder mir sagen willst, aber „einfach“ ist bei mir eben nicht einfach. Man hat mir schon früh häufiger „vorgeworfen“, ich solle doch nicht immer so ernst sein.
Vielleicht entdecke ich ja für mich eines Tages auch noch die „Leichtigkeit des Seins“.
Sei herzlich gegrüßt.