1. November

1. November

Da draußen ist frühe Nebelnacht,
Die hat den Tag um Stunden bestohlen,
Hat aus den Fenstern Laternen gemacht.
Ich möchte mir den Mond herholen,
Daß ich einen hätt‘, der ewig lacht,
Denn die Nacht ist wie ein schwarzes Bett.
Dort hat der Tod, wie auf Lagern aus Kohlen,
Gedankenlos als Dieb seine Ruhestätt‘.
Weiß nicht, ist die Stadt draußen klein oder groß,
Ob Menschen drin hausen, oder bin ich allein,
Denn ein jeder Tag schwarz wie der Fluß fortfloß,
Und beklagt gingen viele zur Nacht hinein.
Auch Vater und Mutter haben gefragt,
Und niemandem wurde der Weg gesagt.
Auch Vater und Mutter wurden zu Stein,
Ein Stein, der sich über dem Grabe schloß.
Drauf lese ich heut‘ ihre Namen bloß,
Nur noch die Namen sind beide mein.

Woher sie kamen, wohin sie gingen, –
Ich kann die Nacht nicht zum Reden zwingen.

(Max Dauthendey)

  

6 Gedanken zu „1. November

  1. Man kann schon traurig werden, wie Max Dauthendey, wenn man an seine Lieben denkt und das schwarze Niemandsland, das sie umschliesst.

    Ja, hoffen wir auf Laternen des Lichts und der Zuversicht für uns.
    Lieben Gruss zu Allerseelen, Brigitte

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert