
Amanda Cross, Tödliches Erbe

Nach „Die letzte Analyse“, „Der James Joyce-Mord“ und „Thebanischer Tod“ ist „Tödliches Erbe“ der vierte Fall für Kate Fansler, einer mit einem Inspektor verheirateten Literaturprofessorin, deren Neugier und Wissbegierde sie zu einer Art „Pitbull“ werden lässt, wenn sie erst einmal „Lunte“ gerochen hat und ihr bei einem Todesfall etwas merkwürdig vorkommt. Oft ist es ein erster Eindruck, der sie stutzig werden lässt. Weshalb kann sie oft nicht begründen.
Kate wird in ihrem Refugium auf dem Lande, weitab von fast allem, von Maximilian Reston, Professor für Kunstgeschichte, überzeugtem Junggesellen und Snob sondergleichen, aufgesucht, der sie bittet, sie zum Haus der verstorbenen Schriftstellerin Cecily Hutchins zu begleiten. Die beiden verbindet trotz oder vielleicht auch gerade wegen ihrer Gegensätzlichkeiten eine intellektuelle Freundschaft. Max berichtet Kate, er sei der literarischen Nachlassverwalter von Cecily Hutchin und habe gehört, dass Unbekannte am Haus der Schriftstellerin gesehen worden seien. Er wolle dort nach dem Rechten sehen, was vor allem den literarischen Nachlass betreffe.
„Als ihr literarischer Nachlassverwalter muss ich hin. Als Mensch jedoch bin ich zu feige, allein zu gehen. Ich brauche Sie sehr, und dahinter steckt meinerseits mehr Bewunderung als Leidenschaft. Würden Sie mitkommen? Jetzt gleich?“
Und Kate begleitet ihn bzw. fährt ihn mit ihrem Auto zum Haus Cecily Hutchins. Einbruchsspuren können sie nicht ausmachen, doch am Rande der Felsenküste, an der Kate, entgegen Max Ratschlag eine Leiter zum Strand hinunterklettert, findet sie eine weibliche Leiche. Sie kann sie sogleich identifizieren, da es sich um eine ihrer Studentinnen handelt, die über Dorothy Whitmore promovieren wollte, einer Freundin von Cecily Hutchins.
Die Ermittlungen der örtlichen Polizei ergeben nichts. Auch Kate kommt mit ihren Vermutungen nicht weiter. Doch völlig loslassen kann sie diesen Fall nicht. Immer wieder stößt sie auf Fragen, Ungereimtheiten, bastelt sich eine Theorie nach der nächsten. Doch beweisen kann sie nichts.
Der Leser begleitet sie sowohl bei ihren Stadionbesuchen – ihr Neffe Leo wohnt mittlerweile nicht mehr bei seinen Eltern, sondern bei Kate und Reed. Ihm ist ihre Begleitung wichtig und sie findet in einem von Leos Trainern einen interessanten Gesprächspartner – als auch auf ihrer Reise nach England.
Immer wieder „ploppen“ kleine Hinweise auf, die indirekt mit dem Fall zu tun haben könnten, ergeben aber für den Leser noch kein fertiges Bild – oder hat man nur nicht genau genug gelesen?
Der Fall nimmt dann zum Schluss – man ist schon geneigt zu denken, dass es dieses Mal keine Lösung geben wird – in ihrem Zufluchtsort auf dem Lande noch eine überraschende Wende.
„Tödliches Erbe“ ist wie auch die anderen Fälle Kate Fanslers kein Krimi für LeserInnen, die an mehr oder weniger reißerischen, spannenden Ermittlungen interessiert sind. Das Interessante und Unterhaltsame dieser Krimis ist die ausgefeilte Sprache der diversen zum Teil auch ziemlich schrägen Charaktere und die Ausflüge in literarische und kulturelle Vergangenheiten englischer und amerikanischer Prägung. Muss man/ frau also mögen.
Amanda Cross, Tödliches Erbe. Ein weiterer Fall für Kate Fansler. Kriminalroman. Deutsch v. Monika Blaich u.Klaus Kamaberger, Dörlemann Verlag, Zürich 2023, 286 S., ISBN 978-3-03820-124-3
4 Gedanken zu „Amanda Cross, Tödliches Erbe“
danke für die rezension des buches, an dem mich sofort die illustration in entzücken versetzte. seltsamerweise (nicht aus entschlusskraft o.ä. lese ich seit vielen jahren keine krimis mehr. seltsam. früher gern und mit leidenschaft. vielleicht sollte ich es wieder einmal probieren?
viele Grüße
Sylvia
Dann fang bitte nicht mit diesem, sondern mit „Die letzte Analyse“ an. Den fand ich persönlich sehr viel kurzweiliger.
Liebe Grüße
danke!
Gern!