Der Einsame

Der Einsame

Wer einsam ist, der hat es gut,
Weil keiner da, der ihm was tut.
Ihn stört in seinem Lustrevier
Kein Tier, kein Mensch und kein Klavier,
Und niemand gibt ihm weise Lehren,
Die gut gemeint und bös zu hören. 
Der Welt entronnen, geht er still
In Filzpantoffeln, wann er will.
Sogar im Schlafrock wandelt er
Bequem den ganzen Tag umher.
Er kennt kein weibliches Verbot, 
Drum raucht und dampft er wie ein Schlot.
Geschützt vor fremden Späherblicken,
Kann er sich selbst die Hose flicken.
Liebt er Musik, so darf er flöten,
Um angenehm die Zeit zu töten,
Und laut und kräftig darf er prusten,
Und ohne Rücksicht darf er husten,
Und allgemach vergisst man seiner.
Nur allerhöchstens fragt mal einer:
Was, lebt er noch? Ei, Schwerenot,
Ich dachte längst, er wäre tot.
Kurz, abgesehn vom Steuerzahlen,
Lässt sich das Glück nicht schöner malen.
Worauf denn auch der Satz beruht: 
Wer einsam ist, der hat es gut.

(Wilhelm Busch)

8 Gedanken zu „Der Einsame

  1. Einfach köstlich, dieser spitzbübische Busch!
    Und das Foto dazu würde ihm sicher – wie mir auch – gefallen.
    Selten las ich nettere Vorzüge über das Alleinsein. :–)
    Einen lieben Gruss,
    Brigitte

  2. Zum Foto habe ich eine klare Meinung: einzigartig schön in einfach jeder Hinsicht … Es macht Lust auf diese Art von Genuss!
    Die Art, wie Busch seine Beobachtungen zu Papier gebracht hat, finde ich ebenso spitze.
    Je älter ich werde, desto mehr entdecke ich allerdings, dass ich auch wieder Phasen erlebe, in denen ich so manche Einsamkeit als bedrückend erlebe. Beschäftige ich mich mit meinen geliebten kreativen Themen, ist mir Einsamkeit vollkommen willkommen.
    Eine Einsamkeit kann auch zur Entfremdung werden, etwa, wenn sich niemand mehr fragt, ob ein Mensch überhaupt noch am Leben ist.
    Ja, es macht die eigene Haltung, wie ein Mensch Einsamkeit erlebt.
    Herzliche Grüße, C Stern

    1. Busch stellt hier sicher nur die eine Seite der Medaille dar, die schillernde, die Vorteile, die die die Abwesenheit anderer Menschen bedeuten können, nicht zwangsläufig müssen.
      Und ob man das Alleinsein als Einsamkeit empfindet ist ja sicher auch variabel und hängt von so einigen Faktoren ab.
      Herzliche Abendgrüße und eine geruhsame Nacht.

  3. ha! je älter (ich), je mehr mag ich den Wilhelm Busch. hier kann ich sehr zustimmen! obwohl von zeit zu zeit die gesellschaft von anderen menschen gut tut…
    W. Buschs kleine gemälde schätze ich auch sehr!
    frohe grüße in den grauen tag
    Sylvia

    1. Ja, Menschen in homöopathischen Dosen, fein ausgewählt, sind eine wirkliche Bereicherung, die ich ab und an sehr genieße und wertschätze.
      Heute kann ich mal mit Sonnenstrahlen garnierte Grüße zu dir schicken.
      Alles Liebe

  4. Mit großem Vergnügen und Genuss dieses Gedicht gelesen. Danke! Steuern haben sie den Leuten schon immer bis ans Ende der Kraft aus der Tasche gezogen…. so lustig dann doch alles nicht… wie heute so auch damals! Schmunzelgrüße von Ellen

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