
Der Träumer

Es war ein Traum in meiner Seele tief.
Ich horchte auf den holden Traum:
ich schlief.
Just ging ein Glück vorüber, als ich schlief,
und wie ich träumte, hört ich nicht:
es rief.
II
Träume scheinen mir wie Orchideen. –
So wie jene sind sie bunt und reich.
Aus dem Riesenstamm der Lebenssäfte
ziehn sie just wie jene ihre Kräfte,
brüsten sich mit dem ersaugten Blute,
freuen in der flüchtigen Minute,
in der nächsten sind sie tot und bleich. –
Und wenn Welten oben leise gehen,
fühlst du’s dann nicht wie von Düften wehen?
Träume scheinen mir wie Orchideen. –
(Rainer Maria Rilke)
2 Gedanken zu „Der Träumer“
Ja, Blumen – Orchideen sowieso – sind selbst im Welken, Vergehen und Verwesen noch ansehnlich. Darüber staune ich auch immer wieder.
Träume können das manchmal auch. Ganz im Sinne von Rilke.
Einen lieben Gruss ins Wochenende,
Brigitte
Ihre Essenz ist immer noch sicht- und wahrnehmbar.
Hoffe, dass es im menschlichen Alterungsprozess ähnlich verlauft ;)
Herzliche Sonntagmorgengrüße