Verdi, Requiem – Teodor Currentzis

Verdi, Requiem – Teodor Currentzis

Freitags nach Dortmund zu fahren ist – gefühlt – schon ein wenig abenteuerlich – zumal ich nicht gerne in enge Parkhäuser fahre, ich mag Enge einfach nicht – es um das Konzerthaus herum viele Baustellen gibt, gleichzeitig ein großer Weihnachtsmarkt stattfindet, mit dem größten Weihnachtsbaum der Welt, und besonders freitags Autofahrer mit hoch motorisierten Autos unterwegs sind, die mit Lichthupen sehr dicht auffahren, rechts überholen und alle hören lassen müssen, wieviel PS sie unter der Motorhaube haben. Einen hohen IQ zeigen zu wollen, würde wohl weniger Getöse verursachen. Ist aber vielleicht auch nur ein Vor-Urteil.

Einen Parkplatz konnte man nicht nutzen, weil ein Fahrzeug quer davor stehend die Zufahrt blockierte, den nächsten Parkplatz hat mir ein Autofahrerprotz der oben genannten Kategorie weggeschnappt. Ärgerlich, aber unter Missachtung der zulässigen Geschwindigkeit, war er einfach schneller.

Doch dann entpuppte sich im Nachhinein dieser Fahrer als „Arschengel“ im Sinne von Robert Betz. Ich habe nämlich einen großen Parkplatz gefunden, von dem aus es einen sehr hell beleuchteten Weg zum Konzerthaus gibt. Diesen Parklplatz werde ich zukünftig ansteuern. Ich bin zwar nicht wirklich ängstlich, doch zwischen 22 und 23 ohne Begleitung in einer S-Bahn zu sitzen, die gefühlt an jeder „Milchkanne“ – wie es früher hieß – hält, das muss ich nicht unbedingt haben.

Das Konzert war unglaublich. Welch einen Klangraum hat Teodor Currentzis mit seinem Orchester und dem Chor von MusicAeterna entstehen lassen. Mit fehlen die Worte dafür, aber auch die entsprechenden musikalischen Fachkenntnisse. Doch die brauche ich nicht, um Musik auf mich wirken zu lassen.
Ich war zeitweilig überwältigt, ein Taschentuch immer in Reichweite.

Und dann schafft es dieser Dirigent, nach dem Ende seiner Aufführungen einen Raum der Stille zu erzeugen, in dem das Gehörte nachklingen kann. Wunderbar, ich liebe diesen besonderen Stilleraum. Und plötzlich ist da ein Handyklingeln zu hören. Und das Programmheft übertreibt nicht, wenn da steht:

„In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handyklingeln.“

Das anschließende Stöhnen vieler hat dann das übrige dazu beigetragen, dass es mit der Stille vorbei war.

Schade!

4 Gedanken zu „Verdi, Requiem – Teodor Currentzis

  1. Sicher beeindruckend und betörend schön – abgesehen von den unvermeidlichen Parkplatzsorgen davor sowie den Neben- und Störgeräuschen danach.

    Einen gemütlichen Samstagabend wünsche ich dir.
    Liebe Grüsse,
    Brigitte

  2. Beeindruckend beschrieben, welche Gefühle an diesem gesamten Abend auf Dich eingeströmt sind!
    Ich kenne Abende mit solch musikalischer Tiefe, dass auch für mich immer ein Taschentuch in der Nähe sein muss. Auch muss ich nicht über fachkundige Kenntnisse verfügen, Musik darf einfach wirken.
    Und ein Erlebnis dieser Art hatte ich in der vergangenen Woche ebenfalls, wenn auch in eine andere musikalische Richtung.
    Liebe Grüße in den 1. Adventsonntag, C Stern

  3. Dieselbe Musik hat ja nicht immer dieselbe Wirkung, da man sich ja nie in derselben Situation und Stimmung befindet.
    Musik ist – für mich manchmal kaum aushaltbar – wirkmächtig.
    Liebe Grüße

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