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Kategorie: Gedichte

Alles hat seine Zeit

Alles hat seine Zeit

(Das war einmal die Strandhalle auf Langeoog, wo man – vor langer Zeit – gut essen konnte, mit Blick aufs Meer. Einfach traumhaft. Bei gutem Wetter gern auch auf der Terrasse. Immer ein beliebter Treffpunkt zum Sonnenuntergang. Und jetzt kann man dem immer rasanteren Verfall zusehen. Tut schon weh.) Kommen und Scheiden, Suchen und Meiden, Fürchten und Sehnen, Zweifeln und Wähnen, Armut und Fülle, Verödung und Pracht Wechseln auf Erden Wie Dämm’rung und Nacht (Friedrich von Matthisson)

Der Abgrund

Der Abgrund

Pascal sah, wo er ging, des Abgrunds Spalt.Abgrund ist alles uns, Tat, Traum, Verlangen;Wie oft hob sich mein Haar in starrem Bangen,Durchschauerte mich Grauen eisig kalt! In Höh’n und Tiefen, wo kein Ton mehr hallt,In Ländern, furchtbar und doch voller Prangen,Ist Gottes Hand durch meinen Schlaf gegangen,Ein Schreckbild malend, grausam, vielgestalt. Ich fürchte mich vorm Schlaf, dein schwarzen Tor,Das Unheil birgt, wenn man den Weg verlor:Die Ewigkeit blickt starr durch alle Scheiben. Mein Geist, hintaumelnd an des Wahnsinns Sumpf,Beneidet, was…

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Sturm hoch am Abendhimmel

Sturm hoch am Abendhimmel

Zornigen Meeres Gesang – Sturm auf dem Meer und Gedanken, Viele Gedanken, so bang – Sturm auf dem Meer und Gedanken, Schwellnder Gedanken Klang – Schwarzen Gewölkes Gewimmel, Zornigen Meeres Gesang. (Afanassi Afanassjewitsch Fet)

Bruder

Bruder

In den Cafés drängt sich die laute Menge,Kaum ist mehr Platz an einem einz’gen Tisch,Ein lachendes, ein jauchzendes Gedränge,Aus allen Augen springt ein Lachen frisch. Sie alle haben Freunde und Geliebte,Ein jedes Wort hat frohen Widerhall,Nichts gibt’s, was nicht den andern auch betrübte,Es gibt kein Einsamsein in Lust und Qual. Ich spähe durch das freudige Gedränge:Wo ist der Kummer, der mir Bruder sagt?Da seh ich, wie die froh geschwätz’ge MengeStill lächelnd Tod unsichtbar überragt. (Rudolf Ditzen)

Der Einsiedler

Der Einsiedler

Komm, Trost der Welt, du stille Nacht!Wie steigst Du von den Bergen sacht,Die Lüfte alle schlafen, Ein Schiffer nur noch, wandermüd,Singt übers Meer sein AbendliedZu Gottes Lob im Hafen. Die Jahre wie die Wolken gehnUnd lassen mich hier einsam stehn,Die Welt hat mich vergessen,Da tratst Du wunderbar zu mir,Wenn ich beim Waldesrauschen hierGedankenvoll gesessen. O Trost der Welt, Du stille Nacht!Der Tag hat mich so müd gemacht,Das weite Meer schon dunkelt,Lass ausruhn mich von Lust und Not,Bis dass das ew’ge MorgenrotDen…

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Einsamkeit

Einsamkeit

Wer sich der Einsamkeit ergibt,Ach der ist bald allein;Ein jeder lebt, ein jeder liebtUnd läßt ihn seiner Pein. Wer sich dem Weltgewühl ergibt,Der ist zwar nie allein.Doch was er lebt und was er liebt,Es wird wohl nimmer sein. Nur wer der Muse hin sich gibt,Der weilet gern allein,Er ahnt, daß sie ihn wieder liebt,Von ihm geliebt will sein. … (Bettina von Arnim, die ersten vier Strophen des Gedichtes)

1. November

1. November

Da draußen ist frühe Nebelnacht,Die hat den Tag um Stunden bestohlen,Hat aus den Fenstern Laternen gemacht.Ich möchte mir den Mond herholen,Daß ich einen hätt‘, der ewig lacht,Denn die Nacht ist wie ein schwarzes Bett.Dort hat der Tod, wie auf Lagern aus Kohlen,Gedankenlos als Dieb seine Ruhestätt‘.Weiß nicht, ist die Stadt draußen klein oder groß,Ob Menschen drin hausen, oder bin ich allein,Denn ein jeder Tag schwarz wie der Fluß fortfloß,Und beklagt gingen viele zur Nacht hinein.Auch Vater und Mutter haben gefragt,Und…

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31. Oktober

31. Oktober

Der Türmer, der schaut zu mitten der NachtHinab auf die Gräber in Lage;Der Mond, der hat alles ins Helle gebracht:Der Kirchhof, er liegt wie am Tage.Da regt sich ein Grab und ein anderes dann:Sie kommen hervor, ein Weib da, ein Mann,in weißen und schleppenden Hemden. … (1. Strophe der Ballade „Der Totentanz“ v. Johann Wolfgang v. Goethe)