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Kategorie: Gedichte

Berlin

Berlin

Ich liebe dich bei Nebel und bei Nacht,wenn deine Linien ineinander schwimmen, –zumal bei Nacht, wenn deine Fenster glimmenund Menschheit dein Gestein lebendig macht. Was wüst am Tag, wird rätselvoll im Dunkel;wie Seelenburgen stehn sie mystisch da,die Häuserreihn, mit ihrem Lichtgefunkel;und Einheit ahnt, wer sonst nur Vielheit sah. Der letzte Glanz erlischt in blinden Scheiben;in seine Schachteln liegt ein Spiel geräumt;gebändigt ruht ein ungestümes Treiben,und heilig wird, was so voll Schicksal träumt. (Christian Morgenstern)

Himmelblau

Himmelblau

O Himmelblau, o Himmelblau,Hab dich so oft gesehn –Was sagst du mir heut zum ersten Mal,Wie du wunder-, wunderschön? O Vögel all, ihr Vögelein,Ich lauscht euch doch so oft –Was sagt ihr mir heut zum ersten Mal,Was ihr träumt und sehnt und hofft? Du wunderschöne Gotteswelt,Wie traut erschienst du mir –Was sagst du mir heut zum ersten Mal,Dass ich ein Teil von dir? (Ferdinand Ernst Albert Avenarius)

Frühling

Frühling

Im Frühling schlief ich, ahnte nicht den Morgen.Schon ließen Vögel ihre Lieder schallen.Es rauschten Wind und Regen in der Nacht.Sind viele Blüten abgefallen? (Meng Hao Ran)

April spricht Geistersprache

April spricht Geistersprache

April spricht Geistersprache.Wie ein VergoldermeisterSitzt er am Nachbardache,Spritzt Goldschaum auf Taube und Tauber,Beklebt die Zimmer lichtsauber,Belebt die Fenstergardinen,Den Staub auf alten Tischen,Vergoldet Falten und Mienen,Sein Zauber will nie mehr verwischen.Auf meinen Stühlen sitzt still,Ich seh‘ ihn mit blumigen Gliedern,Ein Geist von Liebesliedern,Der dreist erlöst sein will. (Max Dauthendey)

Stille

Stille

„Die Stille bewohnen“ – Aus der Stille heraus Entscheidungen treffendann, wenn die Oberfläche des Wassersglatt geworden ist undzum Spiegel der Seele werden kann. Bis dahin heißt es warten und still werden.(@ mona lisa)

In meinem wilden Herzen

In meinem wilden Herzen

Wunderliches Wort: die Zeit vertreiben! Sie zu halten, wäre das Problem. Denn, wen ängstigts nicht: wo ist ein Bleiben, wo ein endlich Sein in alledem? – Sieh, der Tag verlangsamt sich, entgegen jenem Raum, der ihn nach Abend nimmt: Aufstehn wurde Stehn, und Stehn wird Legen, und das willig Liegende verschwimmt – Berge ruhn, von Sternen überprächtigt; – aber auch in ihnen flimmert Zeit. Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt obdachlos die Unvergänglichkeit. (Rainer Maria Rilke)

Hoffnung

Hoffnung

Wann ist es Zeit,eine Hoffnung fallen zu lassen, loszulassen, aufzugebensie zu Grabe zu tragen? Und von welcher Hoffnung spricht das lyrische Ich in Schillers Gedicht „Hoffnung“, die man noch am Grabe pflanzt? Es reden und träumen die Menschen vielVon bessern künftigen Tagen, Nach einem glücklichen goldenen Ziel Sieht man sie rennen und jagen. Die Welt wird alt und wird wieder jung, Doch der Mensch hofft immer Verbesserung. Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein, Sie umflattert den fröhlichen Knaben, Den…

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Stille

Stille

Im Zimmer schwebt die Stille und die Wärme,ganz wie ein Vogel in durchglühter Luft,und auf dem schwarzen kleinen Tischeliegt still das Deckchen, dünn und zart wie Duft.Das Glas mit klarem Wasser, wie ein Traum,wacht, daß das Glöckchen neben ihm nicht lärme,und wartet scheinbar auf die kleinen Fische.Die rote Nelke dämmert in den Raum,als wäre sie dort Königin. Die ganze Stille scheint für sie zu sein,und nur die Flasche mit dem süßen Weinblinkt still und wie befehlend zu ihr hin.Sie aber…

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Die weiße Blume

Die weiße Blume

In Vaters Garten heimlich steht Ein Blümchen traurig und bleich; Der Winter zieht fort, der Frühling weht, Bleich Blümchen bleibt immer so bleich. Die bleiche Blume schaut Wie eine kranke Braut. Zu mir bleich Blümchen leise spricht: Lieb Brüderchen, pflücke mich! Zu Blümchen sprech ich: Das tu ich nicht, Ich pflücke nimmermehr dich; Ich such mit Müh und Not Die Blume purpurrot. Bleich Blümchen spricht: Such hin, such her, Bis an deinen kühlen Tod, Du suchst umsonst, findst nimmermehr Die…

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