Sabine Kalbus, So nah am Licht
Wenn man mit wachem Blick durch die Welt geht, kann man Engel allüberall erblicken: in Gedichten (man denke nur an die von Rilke), Kirchen, auf Friedhöfen, Postkarten, Bildern (u.a. von Emil Nolde, Chagall), als Schmuckanhänger, teilweise nur als Flügel angedeutet. In der Bibel sind sie Botschaftsverkünder, Mittler zwischen Gott und den Menschen. Versicherungen arbeiten in ihren Werbeanzeigen mit „Schutzengeln“, die allüberall auf uns aufpassen. Manche Menschen bezeichnet man als „Engel“, die einem der „Himmel“ geschickt hat. Engel sind also mehr…
Pierre Bost, Ein Sonntag auf dem Lande
„Wenn Monsieur Ladmiral über das Älterwerden klagte, saht er seinem Gesprächspartner ins Gesicht und schlug einen provozierenden Ton an, der nach Widerspruch zu verlangen schien. Wer ihn schlecht kannte, täuschte sich leicht und antwortete, wie man es zu tun pflegt, höflich, dass sich Monsieur Ladmiral etwas einrede, er immer noch putzmunter sei und alle anderen überleben werde.“ Schon die ersten Sätze machen deutlich, dass nicht einfach ein mehr oder weniger harmonischer, idyllischer „Sonntag auf dem Lande“ beschrieben wird. Sonntags erwartet…
Colette, Die Katze
Ein Roman für Katzenliebhaber? Ich denke schon. Denn Katze Saha ist letztendlich Protagonistin dieses kleinen Romans, in dem es um die noch junge Beziehung zwischen Camille und Alain, dem Katzenbesitzer, geht. Es scheint eine mehr oder weniger arrangierte Heirat zu sein. Mit viel Begeisterung ist Alain jedenfalls nicht dabei. Der Gedanke, demnächst mit seiner gerade erst Angetrauten in sein Heim zu ziehen, das renoviert wird, behagt ihm überhaupt nicht. „>Camille hier mit mir … Schon so bald! Camille im Pyjama…
Anna Gusella, Nomen est Omen
Juchu, die ersten Kalender sind da!! Nach dem kleinen Schreck und der Überraschung, dass es schon wieder so weit fortgeschritten im Jahr ist, überwiegt dann doch die Vorfreude auf die verschiedenen Kalender. Die Büchergilde hat einen wunderschönen Wandkalender herausgebracht:“NOMEN EST OMEN. WOHER DIE MONATE IHRE NAMEN HABEN“ (Copyright, Anna Gusella, Collection Büchergilde) Jeder Monat hat ein Blatt im Format 31,3 x 58,8 cm zur Verfügung. In kleinen rot-blau gehaltenen Texten kann man zu jedem Monat die verschiedenen, zum Teil noch…
Lev Tolstoj, Familienglück
„Wir trugen Trauer um die Mutter, die im Herbst gestorben war, und verbrachten den ganzen Winter allein auf dem Land, Katja, Sonja und ich. … Gegen Ende des Winters hatte dieses Gefühl von Melancholie, Einsamkeit und schierer Langeweile solche Ausmaße angenommen, daß ich mein Zimmer nicht mehr verließ, das Klavier nicht mehr öffnete und kein Buch mehr zur Hand nahm.“ So beginnt der Roman „Familienglück“ von Lev Tolstoj, geschrieben aus der Ich-Perspektive der noch sehr jungen Maša, die sich in…
Postkarten
Ich liebe es, Postkarten zu schreiben und zu bekommen. Die, die hier aus der weiten oder nahen Welt zu mir ins Haus kommen, finden Platz an meiner Küchenzarge. Ein Silvesterritual ist es, in Dankbarkeit die Postkarten abzunehmen und den weißen Rahmen für die freizumachen, die im dann kommenden Jahr hier eintrudeln. Die gerade angekommenen stehen zunächst auf meinem Küchentisch und wandern dann an die Zarge, wenn der Postbote nächste bringt:
Kartoffelernte
Der Bauer gräbt Kartoffeln aus, Frühkartoffelernte, direkt hinterm Haus – Viel Staub wird aufgewirbelt. Doch wir sind netterweise vorher darauf aufmerksam gemacht worden, so dass Fenster und Türen geschlossen sein konnten. die Mutter kocht sie fein zu Haus‘, sie gibt ein Stückchen Butter d’rauf und’s Kindchen ißt sie alle auf. Habe mir mein Mittagessen anschließend zusammengesammelt. Erinnerungen an Kindheitstage wurden wach. Als Kind durfte ich bei der Kartoffelernte mithelfen. Die heutigen Rodungsmaschinen existierten noch nicht. Anschließend gab’s als Belohnung Feuerkartoffeln,…
Martin Buber, Der Weg des Menschen
„Betrachte drei Dinge. Wisse, woher du kamst und wohin du gehst und vor wem du dich zu verantworten hast.“ Diese drei „Dinge“ können den Menschen im Sinne Martin Bubers auf seinen Weg bringen, aus seinem Leben einen Weg machen. Dieser Weg beginnt mit der Erkenntnis, dass sich der Mensch oft vor sich selbst versteckt: „Um der Verantwortung für das gelebte Leben zu entgehen, wird das Dasein zu einem Versteckapparat ausgebaut.“ Für Martin Buber ist es in erster Linie ein sich…
Barbara Ehrenreich, Wollen wir ewig leben?
Barbara Ehrenreich ist studierte Physikerin und promovierte Biologin. Sie nimmt in diesem Buch die allseits bemerkbare „Wellness-Epidemie“ unter die Lupe, die die Gewissheit unseres Tode durch die Illusion von allgegenwärtiger und allmächtiger Kontrolle versucht auszublenden. Die Autorin beginnt mit ihren eigenen Erfahrungen im Umgang mit dem Älterwerden und dem Fazit, welches sie für sich daraus gezogen hat, wohl wissend, dass sie damit gegen den „Strom ihrer speziellen demografischen Gruppe schwimmt“: „Als ich erkannte, dass ich alt genug zum Sterben war,…