Weltherrlichkeiten

Weltherrlichkeiten

Die Herrlichkeit der Welt ist immer adäquat der Herrlichkeit des Geistes, der sie betrachtet. Der Gute findet hier sein Paradies, der Schlechte genießt schon hier seine Hölle. (Heinrich Heine)

Anna Mitgutsch, Abschied von Jerusalem

Anna Mitgutsch, Abschied von Jerusalem

Jerusalem ist „wie eine Sabre, eine Kaktusfrucht, … stachlig und hart, aber der Kern ist weich und duftend süß.“ Hildegard, die sich in Jerusalem Dvorah nennt, ist in Wien geborene Jüdin, lebt aber als Journalistin in Amerika und verliebt sich in Jerusalem in den deutlich jüngeren Sivan, der vorgibt Armenier zu sein. Es ist ein erotisches Liebesabenteuer, das nur im Verborgenen geschehen kann und nur den Augenblick kennt. Denn weder ihre, noch seine Vergangenheit kommen zur Sprache, Zukunft ist undenkbar…

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Lass die Seele sich erheben

Lass die Seele sich erheben

„Lass die Seele sich erheben Frei zu Gott im ew’gen Leben, Wann mein sterbend Auge bricht.“ (Rossini, Stabat Mater) Während dieser Worte brach ein älterer Herr im Konzerthaus Dortmund zusammen und musste rausgetragen werden. Ohne sich umzudrehen, bemerkte der Dirigent Andrés Orozco-Estrada, dass etwas Außer-Ordentliches passierte und unterbrach die Aufführung. Nachdem sich die Türen wieder geschlossen hatten, sang der Chor: „Amen. In Ewigkeit. Amen“ Die Tür blieb geschlossen, obschon immer wieder Menschen versuchten, diesen Ausgang zu benutzen. Wenn Rossinis Stabat…

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Haruki Murakami, 1Q 84 Buch 3

Haruki Murakami, 1Q 84 Buch 3

Buch 3 ist der dritte und letzte Teil von 1Q 84, einer modernen, verrückten Variante von Romeo und Julia. Verrückt, weil die Wirklichkeit, in der Aomame und Tengo leben und sich begegnen, nicht die wirkliche ist, obwohl ihre Liebesgeschichte in der wirklichen Wirklichkeit begonnen hat und dort wunschgemäß auch weitergehen soll. Doch damit sind gewisse Personen, die einer Welt mit zwei Monden angehören, nicht einverstanden. Sie setzen alles daran, Aomame gefangen zu nehmen und versuchen, mit Hilfe des Detektivs Ushikawa…

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nervöses, zaghaftes Rosa

nervöses, zaghaftes Rosa

In Murakamis drittem Band 1Q84 beschreibt er das Wollkostüm einer Grundschullehrerin, wobei die Form, der Schnitt nicht der Rede Wert sind, aber die Farbe: „Ihr Wollkostüm war … von einem seltsamen Rosa, das wie aus den falschen Farben gemischt schien. Wahrscheinlich hatte man einen eleganteren, ruhigeren Farbton angestrebt, aber dieses Vorhaben war misslungen, und das Rosa war stattdessen von Nervosität, Zaghaftigkeit, Resignation und Melancholie getränkt, wodurch die nagelneue weiße Bluse, deren Kragen aus dem Kostüm hervorschaute, wie ein ungebetener Gast…

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Die Engel von Paul Klee

Die Engel von Paul Klee

„Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“ (Pablo Picasso) Wenn das stimmt, ist meine Seele reinweiß, jetzt nach dem Besuch der Kleeausstellung im Folkwangmuseum Essen. Es ist eine kleine feine wunderbare Ausstellung seiner farbigen und bloß mit Bleistift auf weißes Papier gezeichneten Engel. Engel, die alles andere als vollkommene Wesen sind, im Gegenteil: unfertig sind sie, zweifelnd, häßlich, eben eher menschlich. Empfehlenswerte Ausstellung und dennoch nicht soo überlaufen wie die vorherige.

1Q84/3

1Q84/3

„Herr Ushikawa, würden Sie bitte nicht rauchen.“ Es kann weitergehen, noch vor der Erscheinung der TB-Ausgabe des dritten Teils von Murakamis 1Q 84! Ich habe ein Mängelexemplar der gebundenen Ausgabe für 3 € kaufen können, mit nur kleinen Macken, der Inhalt wird ja wohl vollständig vorhanden sein. Gute Aussichten für die nächsten trüben Tage.

endlich wieder …

endlich wieder …

Endlich wieder: Sonnenschein am wolkenlosen Himmel Jogger in kurzen Hosen offene Cabrios in den Staßen Menschen in Straßencafes Kinderlachen nach oben schauende Menschen, die die vielen zurückkehrenden Flugvögel bestaunen Mittagessen und Mittagsschlaf draußen und das erste Eis dieses Jahres vom Italiener, der seit gestern wieder da ist ein sternklarer Nachthimmel verspricht eine Fortsetzung – morgen

Hanns-Josef Ortheil, Abschied von den Kriegsteilnehmern

Hanns-Josef Ortheil, Abschied von den Kriegsteilnehmern

Dieser Roman hat wie „Die Erfindung des Lebens“ autobiografische Züge. Er beginnt mit der Beerdigung des Vaters. „… Als ich aber aus der kleinen Leichenhalle des Dorfes ins freie trat, schlugen mir die Sonnenstrahlen gerade ins Gesicht“. Es ist ein Roman, in dem der Ich-Erzähler die Erinnerungen an den Vater unter allen Umständen verdrängen will, ohne dass ihm das gelingt, egal was er unternimmt. Er lässt seine Mutter im Trauerhaus zurück und fliegt nach Amerika. Dort unternimmt er mit der…

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Vogelkonzert statt Orgelmatinée

Vogelkonzert statt Orgelmatinée

12.05 Orgelmatinée, das war der Plan für gestern Morgen. Stattdessen war ich im Garten, begleitet von Vogelgezwitscher. Fegen, Laub kehren, Rosentriebe anbinden, aufräumen, umdekorieren, Pläne schmieden, Holz schichten, neues Vogelhäuschen aufhängen … die Sonne als Begleiterin – kaum zu glauben nach der langen Sonnenmangelzeit. Mittagspause auf der überdachten Terrasse – in der Sonne. Als weitere Belohnung: eine kleine Formation von Zugvögeln direkt über meinem Haus. Beim Aufstehen die ersten Anzeichen von Muskelkater. Macht nichts, gehört einfach dazu. Heute Morgen: Puderzucker…

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