Wolf Haas, Müll

Wolf Haas, Müll

„Vorigen Sommer bin ich einmal am See unten gesessen, die kleine Bucht da gleich neben der Straße, wo nie Leute sind, weil es so viele Glasscherben anschwemmt. Nur ein Vater mit einem kleinen Kind war noch da, so ein vierjähriges Mädchen dürfte das gewesen sein. Auf einmal hör ich sie (sic!) fragen, warum da so viele Perlen auf dem Boden liegen. Weil keine scharfen Glasscherben, sondern schön vom Wasser abgeschliffen.“ Der Vater erzählt dem kleinen Mädchen etwas vom vollen Schmuckkästchen…

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Reden

Reden

Reden ist, wenn man dem Erzähler in Wolf Haas Kriminalroman „Müll“ glauben darf, keine einfache Sache. Dort liest man Folgendes: „Menschen, die gar nichts reden, machen einen aggressiv. Leute, die zu viel reden, machen einen auch aggressiv. Im Grunde macht das Reden an und für sich aggressiv, egal, ob zu wenig oder zu viel, außer du erwischt gerade diesen hauchdünnen Bereich, wo es erträglich ist. “ (a.a.O.S. 121) Der Ansicht scheinen die Veranstalter der am 1. Mai startenden 77. Ruhrfestspiele…

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Zum Tag des Buches

Zum Tag des Buches

Man schilt die schwartze Kunst; ich halte viel von ihr;Dann durch die schwartze Schrifft kümmt Kunst auff weiß PapierUnd vom Papier ins Haupt und so fort für und für. (Friedrich von Logau)

Luftballons

Luftballons

Der Mann mit Luftballons: Ideale! Kauft Ideale!(Christian Morgenstern) Einen Mann mit Luftballons gab’s in diesem Einkaufszentrum nicht, wohl aber einen Ballon-Shop, in dem man Luftballons in vielen Farben und Formen kaufen kann. Und diese Ballons an einer Wand im Untergeschoss. Ob’s 99 sind? Ich habe sie nicht gezählt. Nenas Titel ist mir allerdings sofort durch den Kopf geschossen. Ich liebe Luftballons! Da, wo es möglich ist, ersetze ich Ausrufezeichen mit einem kleinen roten Luftballon. Der ein oder andere im Familien-…

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Zueignung

Zueignung

Ich habe Dir in ernsten stillen Stunden,Betrachtungsvoll in heil’ger Einsamkeit,Die Blumen dieser und vergangner Zeit,Die mir erblüht, zu einem Kranz gewunden. Von Dir, ich weiß es, wird der Sinn empfunden,Der in des Blüthenkelchs VerschwiegenheitNur sichtbar wird dem Auge, das geweihtIm Farbenspiel den stillen Geist gefunden. Es flechten Mädchen so im OrientDen bunten Kranz; daß vielen er gefalle,Wetteifern unter sich die Blumen alle. Doch Einer ihren tiefern Sinn erkennt,Ihm sind Symbole sie nur, äußre Zeichen;Sie reden ihm, obgleich sie alle schweigen….

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Der Träumer

Der Träumer

Es war ein Traum in meiner Seele tief.Ich horchte auf den holden Traum:ich schlief.Just ging ein Glück vorüber, als ich schlief,und wie ich träumte, hört ich nicht:es rief. IITräume scheinen mir wie Orchideen. –So wie jene sind sie bunt und reich.Aus dem Riesenstamm der Lebenssäfteziehn sie just wie jene ihre Kräfte,brüsten sich mit dem ersaugten Blute,freuen in der flüchtigen Minute,in der nächsten sind sie tot und bleich. –Und wenn Welten oben leise gehen,fühlst du’s dann nicht wie von Düften wehen?Träume…

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Behördentempo

Behördentempo

Meine Arztrechnungen möchte ich in Zukunft digital übermitteln. Bei meiner Krankenkasse kein Problem: App hochladen, Mitgliedsnummer, Mailadresse angeben und ein Passwort festlegen. Dann innerhalb von Sekunden einen Code zur Freischaltung der App und fertig. Die erste Rechnung habe ich eingereicht. Mal sehen, ob’s schneller geht, als wenn ich die Rechnungen per Post schicke. Ist eine digitale Übermittlung auch bei der Beihilfe möglich? Auf der Website finde ich keinen Hinweis, nur Antragsformulare, die man sich selbst herunterladen kann. Doch da gibt…

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Milena Michiko Flašar, Oben Erde, unten Himmel

Milena Michiko Flašar, Oben Erde, unten Himmel

Milena Michiko Flašar ist auch Autorin des zauberhaften und tiefgründigen Romans „Ich nannte ihn Krawatte“, den ich schon vor einiger Zeit gelesen habe, in dem es um die Begegnung zweier Außenseiter geht, die sich regelmäßig in einem Park treffen. Auch in diesem Roman geht es um verschiedene Spezies von Außenseitern der japanischen Gesellschaft. Da ist zum einen die Ich-Erzählerin Suzu Tadaka: „Ich war gern allein. Und eigentlich hat sich daran auch nichts geändert. Nach wie vor bin ich kein Mensch,…

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Dunkle Veilchen, weiße Blüten

Dunkle Veilchen, weiße Blüten

Dunkle Veilchen, weiße Blüten,Aller Seelen Freudenfest!Stimmen aus dem SaitenspieleNie verklungner Harmonie! – Tränen könnet ihr entlockenAus der tiefsten Seele mir,Doch gemischt sind diese Tränen:Freuden auf des Schmerzes Grund! – (Friederike Kempner)