Eisblumen

Eisblumen

Das unfruchtbare Eis, kalt, panzerglatt,Verhärtet Leben, das dem Tode dient,Der sich, der Farblose, mit ihm umschient –Das Eis, das keine Seele hat,Das unbewegte, allen Lebens Bann: Das starre Eis selbst ist nicht tot.In ihm auch wirkt gestaltendes Gebot,Der Schönheit Triebkraft ward auch ihm:Es setzt geheimnisvolle Blüten an,Und Schwingenrispen, wie dem SeraphimGefiederüppig sie aus Schulternrund,Gekraust, geschwungen, tausendförmig undIn tausend Formen eine Form, entsprießen,Siehst du im Eis nach innerstem Gesetz,Ein wunderbares Bild, zusammenschießen.Die ärmste Scherbe trägt ein Wundernetz,Und alles gleißt von Wundersilberfliesen….

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Abgebrochen

Abgebrochen

Zwei abgebrochene Lilienblüten. Habe sie zu einem Stillleben mit Rosenquarzkugel arrangiert. Stiller Genuss für alle Sinne.Abbruch ist also nicht automatisch ein “Beinbruch“. Den ungefragten Ratschlag eines Besuchers, ich müsse (!) die Samenfäden abschneiden, um Dreck zu verhindern – er mache das auch immer – habe ich nicht befolgt. Mir schossen sofort der Begriff „Beschneidung“ und „Kastration“ durch den Kopf. Wenn mich der „Dreck“ stören würde, würde ich auf Lilien ganz verzichten.

Schwarz-weiß-Denken

Schwarz-weiß-Denken

Wer nur in Schwarz-Weiß denken kann, blendet aus, dass es dazwischen auch noch etwas gibt, verschiedene, fein abgestufte Grauschattierungen. Schwarz-weiß entspricht auch dem verbreiteten Entweder … oder. Da gibt es kein Sowohl … als auch, das ja auch Kompromisse oder gar eine ganz andere Perspektive möglich machen könnte. Die schwarz-weiß Welt ist eng, oft gnadenlos, begrenzt, klein und vor allem nicht farbig, bunt, verschieden, vielfältig. Es geht immer um Alles oder Nichts. Da schwarz-weiß Denker Nichts nicht zulassen können, geht…

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Vor dem Konzert

Vor dem Konzert

Die Musik ist allgemach eine Macht des Lebens geworden, der sich kein tiefer empfindender Mensch mehr zu entziehen vermag, und die in der Kirche wie im Konzert, im Theater wie im häuslichen Dasein dem, der sich ihr ernst und innig hingibt, auch wahre Lebensnahrung spendet. (Ludwig Nohl)

Kluge Sterne

Kluge Sterne

Die Blumen erreicht der Fuß so leicht,Auch werden zertreten die meisten;Man geht vorbei und tritt entzweiDie blöden wie die dreisten. Die Perlen ruhn in Meerestruhn,Doch weiß man sie aufzuspüren;Man bohrt ein Loch und spannt sie ins Joch,Ins Joch von seidenen Schnüren. Die Sterne sind klug, sie halten mit FugVon unserer Erde sich ferne;Am Himmelszelt, als Lichter der Welt,Stehn ewig sicher die Sterne. (Heinrich Heine)

Winter

Winter

Wenn ungesehn und nun vorüber sind die BilderDer Jahreszeit, so kommt des Winters Dauer,Das Feld ist leer, die Ansicht scheinet milder,Und Stürme wehn umher und Regenschauer. Als wie ein Ruhetag, so ist des Jahres Ende,Wie einer Frage Ton, daß dieser sich vollende,Alsdann erscheint des Frühlings neues Werden,So glänzet die Natur mit ihrer Pracht auf Erden. (Friedrich Hölderlin)