Marie NDiaye, Die Rache ist mein

Marie NDiaye, Die Rache ist mein

Es ist ein intelligenter, interessanter, verwirrender und auch verstörender Roman, mit diversen, miteinander verwobenen Nebenhandlungen, in dem vieles rätselhaft bleibt. Es ist kein Kriminalroman, dennoch spannend, kein Gesellschaftsroman, dennoch Spiegel einer französischen Gesellschaft, in der es Menschen, die nicht einer großbürgerlichen Familie entstammen, immer noch schwer haben, akademische Berufe erfolgreich und mit gesundem Selbstbewusstsein auszuüben, in der das koloniale Erbe unterschwellig auch immer noch Thema ist. Psychische Befindlichkeiten werden oftmals hinter „Masken“ versteckt, und nur körperliche Symptome geben beredte Hinweise…

Weiterlesen Weiterlesen

Frühling

Frühling

Das Fell der Erde schäumt in Wellen.Aus Bäumen und aus Schollen quellendes Frühlings Knospen auf wie Gischt. –Dröhnt, Fluten, – zischt!Schlagt an die Dünen meiner Brust!Treibt Frühlingsgrün aus meinen dürren Hängen!Macht Leid zu Lustund meine Liebe zu Gesängen!  (Erich Mühsam)

Zum Licht

Zum Licht

Nur nicht im DunkelSchmählich erschlaffen!Im LichtgefunkelLeben und schaffen.Nur im VersteckeNicht müd’ versiechen,Kränkeln und kriechen —Nur das nicht!Richte und reckeAuf dich zum Licht! Siegende SonneHellt dir die Brust,Wogende WonneWird dir bewußt,Unter der DeckeÄngstlicher KleinheitWärmt sich — Gemeinheit;Nur das nicht!Richte und reckeAuf dich zum Licht! Sowie des LichtesFunken sich heben,Sieh’, des GedichtesRhytmisches Schweben,Daß es dich weckeAus deinen Träumen . . . .Zaudern und säumen?Nur das nicht!Richte und reckeAuf dich zum Licht! (Rainer Maria Rilke)

Djaïli Amadou Amal, Die ungeduldigen Frauen

Djaïli Amadou Amal, Die ungeduldigen Frauen

Djaïli Amadou, die Autorin dieses Romans, wurde selbst mit 17 Jahren zwangsverheiratet und kennt die „Tiefen und Formen der Unterdrückung einer Frau“ aus eigener Erfahrung. Sie sagt über ihren Roman: „Diese Geschichte ist eine Fiktion nach wahren Begebenheiten.“ Ihr Roman „Die ungeduldigen Frauen“ erzählt von drei Frauen, von Ramla, Hindou und Safira – jeweils aus der subjektiven Ich-Perspektive – alle zwangsverheiratet, die nie danach gefragt worden sind, ob sie mit dem Zukünftigen überhaupt verheiratet sein wollen. Ramla geht zur Schule…

Weiterlesen Weiterlesen

Mitgefühl

Mitgefühl

Wem kann ich klagen,Der mit mir fühlt?Wem kann ich sagen,Was in mir wühlt?Jedem frißt eigenesLeid in den Säften.Manche verschweigen es.Einige zeigen es.Aber die Menge vergißt’s in Geschäften.Nur wer uns liebt,Wird mit uns teilen.Liebe vergibt,Liebe kann heilen.Ich schaue zurück:Einst dürft ich lieben.Doch all mein GlückIst Stück für StückAm Wege geblieben. (Erich Mühsam)

Michael Bordt SJ, Die Kunst, die Eltern zu enttäuschen

Michael Bordt SJ, Die Kunst, die Eltern zu enttäuschen

Der Titel ist ein wenig reißerisch. Der Untertitel „Vom Mut zum selbstbestimmten Leben“ gibt eher den Inhalt dieses kleinen Büchleins wieder, in dem es um einen sinnvollen, kreativen Umgang mit Enttäuschungen geht. Dass der Autor bei der Beziehung mit den Eltern beginnt, ist allerdings verständlich, ist sie doch in der Regel die erste und wichtigste eines jedes Menschen. Und er ist zutiefst davon überzeugt: „Nur wer mit seinen Eltern seinen Frieden gefunden hat, kann innerlich ein freier Mensch werden. Frei,…

Weiterlesen Weiterlesen

Momente

Momente

Manchmal – vielleicht sogar des öfterenbraucht’s einfach„einen Moment, der nicht auf der To-Do-Liste“ steht.(Formulierung von Susanne Niemeyer, gefunden in „Wandeln“, Mein Fastenwegweiser 2022, S. 67) Erinnert mich an bekannten Ausspruch von Astrid Lindgren: „Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hinzuschauen.“ Es ist ein not-wendiges Antiprogramm zum ständigen Schaffen- und Erledigen-Müssen der Nachkriegsgeneration, die dann oft viel zu erledigt war, um das Geschaffte auch noch zu genießen.Sie waren geschafft, hatten sich selbst „erledigt“.

Abend

Abend

Goldgewölk und Nachtgewölke,Regenmüde still vereint;Also lächelt eine welkeSeele, die sich satt geweint. Doch die Sonne sinkt und ziehetNieder alle eitle Pracht,Und das Goldgewölk verglühetUnd verbrüdert sich der Nacht. (Martin Greif)