Dilek Güngör, Das Geheimnis meiner türkischen Großmutter

Dilek Güngör, Das Geheimnis meiner türkischen Großmutter

Zeynep, die Ich-Erzählerin ist Journalistin, arbeitslos und frisch von ihrem Freund getrennt, als ihre Eltern einen Anruf aus der Türkei bekommen, die Großmutter liege im Sterben. Sie fliegen unverzüglich in die Türkei. Vier Wochen haben sie sich frei genommen, dann steht der Rückflug an, doch die Großmutter lebt noch. Zeynep pflegt, begleitet und redet mir ihrer Großmutter, mal haben sie innigen Kontakt, dann wieder ist ihr die Großmutter einfach nur fremd, wie die gesamte Familie mit ihrem Geheimnis, hinter das sie nur so langsam kommt, da jeder nur bruchstückhafte Andeutungen macht. Als sie die ganze Wahrheit erfährt, kann sie die mit ihren Erfahrungen mit dem Großvater nicht vereinbaren: „Es fiel mir schwer, ihn nun nachträglich für den Tyrannen zu halten, als den ihn mir alle beschrieben. Meine Erinnerungen an Großvater waren schön und voller Zärtlichkeiten.“
Zeynep gerät immer wieder an Grenzen ihres Verständnisses für ihre Familie,  deren Wurzeln sie wohl hat, nicht aber den Umgang damit, da sie in Deutschland aufgewachsen ist und dort studiert hat.
Der Roman ist einfach zu lesen, als Urlaubslektüre oder für „zwischendurch“ geeignet. Und dennoch bleiben Fragen hängen, die die keine einfachen Antworten finden. Ist es mutiger, den „normalen“ Alltag einer (türkischen) Familie zu bewältigen oder auszubrechen und die gewohnte Umgebung, die eigene Kultur zu verlassen, um in Freiheit, dafür aber auch oft in Einsamkeit zu leben?

Dilek Güngör, Das Geheimnis meiner türkischen Großmutter, Roman, München 5. Aufl. 2010, 207 S., ISBN 978-3-492-25266-9

2 Gedanken zu „Dilek Güngör, Das Geheimnis meiner türkischen Großmutter

  1. Dieses Buch las ich vor einigen Monaten und ich erinnere mich an die meist ungute gefühlte Lage in der Ursprungsfamilie der jungen Hauptperson. Eine andere Kultur, meist düster, frauenfeindlich oder-gleichgültig, verschroben, kein Bus fährt- wie damals, als wir in die Slowakei kamen und der kleine Sohn rief: Ich will heim, hier ist ja alles Schrott. Wir Erwachsenen sahen es anders. – Es stimmt, „befreite“ Frauen aus dieser Kultur müssen – noch- hier recht einsam leben. Das ändert sich hoffentlich irgendwann – bald.

  2. Ich habe es auf deine Empfehlung hin gelesen und stimme dir zu: etwas für Zwischendurch, schnell gelesen, gan nett. Das Ende stört mich irgendwie … als ob sie keine Lust mehr gehabt hätte. Aber wahrscheinlich entspricht es so der Wirklichkeit.

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