Michael Bergmann, Weinhebers Koffer

Michael Bergmann, Weinhebers Koffer

„Weinhebers Koffer“ ist das erste Buch der Edition Kattegat, die Nikolaus Hansen im Dörlemann Verlag herausgibt, eine Reihe, deren Bücher mit dem Meer zu tun haben. Der Einband ist – wie stets – optisch und haptisch ein Genuss, zumal einen bei der Lektüre wieder ein zum Einband farblich passendes Leseband begleitet.

Die Geschichte des Koffers beginnt ziemlich alltäglich:
Elias, der Ich-Erzähler, braucht dringend ein besonderes Geburtstagsgeschenk für seine Freundin Lisa Winter und hat überhaupt noch keine Idee. Vorsichtshalber hat er aber schon einen Blumenstrauß und eine Dose Trüffel besorgt. Dazu soll sich das Rezensionsexemplar eines neuen Romans gesellen. Als er an einem Second-Hand-Laden vorbeikommt, schlendert er noch an den Auslagen vorbei, als sein Blick einem alten Lederkoffer mit vielen Hotel-Aufklebern hängenbleibt. Ein weit gereister Koffer: London, Taormina, Mailand, Venedig, Wien und alles feine Adressen, wie die „Vier Jahreszeiten“ in Hamburg.
Er entscheidet sich für den Kauf, als er die zwei goldgeprägten Initialen: L.W. liest und im Koffer eine angegraute Visitenkarte des Besitzers findet:

Dr. Phil Leonhard Weinheber,
Berlin-Wilmersdorf
Victoria-Louise-Platz 14
Fernsprecher: 42371

Doch Elias schenkt Lisa den Koffer nicht, es bleibt bei seinen Verlegenheitsgeschenken. Sein „Journalisteninstinkt“ ist geweckt und er macht sich auf die Spurensuche nach dem Besitzer des Koffers, einem jüdischen Schriftsteller.

Sie beginnt mit Hamed, einem arabischen Student, in Berlin und führt ihn nach Israel führt. Dort kann er durch Hameds Großvater auch Kontakte zu Menschen herstellen, die wie Leonhard Weinheim im Frühjahr 1939 von Genova aus nach Israel ausgewandert sind. Nur: Leonhard Weinheber ist in Israel nie angekommen, sondern nur sein Koffer. Den hat Hameds Großvater, der als Träger im Hafen gearbeitet hat, samt Inhalt an sich genommen und aufbewahrt. Ein wahrer Schatz kommt zum Vorschein!

Der Roman erscheint zum 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz. Er verknüpft das persönliche Schicksal eines von den Nazis verfolgten jüdischen Schriftstellers mit einer sich durch die Handlung ziehenden Diskussion. In der geht es darum, welche Haltung man z.B. in Deutschland gegenüber der heutigen politischen Handlungsweise Israels gegenüber den Palästinensern einnimmt, offensichtlich eher der journalistischen „Denke“ des Autors geschuldet, was mit nicht so gut gefallen hat, da die Äußerungen eher oberflächlich bleiben.

Seine journalistisch flotte, dem Thmea dennoch angemessene „Schreibe“ macht das Buch zu einer gut lesbaren, interessanten Lektüre.

Michael Bergmann, Weinhebers Koffer, Dörlemann Verlag 2015, 142 S., ISBN 978-3-03820-016-1

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