Qiu Xiaolong, Tod einer roten Heldin

Qiu Xiaolong, Tod einer roten Heldin

Oberinspektor Chen hat nie vorgehabt, Polizist zu werden, sondern will als Student eher literarisch Karriere machen. Doch im China der 80iger des letzten Jahrhunderts haben Studenten ihr Arbeitsplätze nicht frei wählen können. Sie sind ihnen zugewiesen worden. Chen hat zunächt die Diplomatenlaufbahn einschlagen sollen, doch die Überprüfung seines familiären Hintergrunds – einer seiner Onkel ist als Konterrevolutionär hingerichtet worden – ließ dies nicht zu. So ist er Polizist in Shanghai geworden und hat in den ersten Jahren ein Verhörhandbuch übersetzten und politische Berichte verfassen müssen. Zu Beginn des Kriminalromans ist Chen gerade – für alle überraschend – Leiter einer Sonderkommission geworden. Er selbst hat auch nicht damit gerechnet. Seine Kollegen sind eher frustriert, da mit der Beförderng Chens auch die Zuweisung einer eigenen Wohnung verbunden ist, auf die andere schon viel länger warten. Doch mit Charme, Kollegialität und Freundlichkeit gelingt es Chen nach relativ kurzer Zeit, Hauptwachtmeister Yu für sich einzunehmen, was sich im Hinblick auf den zu bearbeitenden Frauenmord zunehmend wichtig wird. Zunächst scheint es sich um einen „normalen“ Frauenmord zu handeln, der allerdings von Zhang, einem alten kadertreuen Inspektor, von Anfang an als ein politischer eingestuft wird, damit er Zugriff auf diesen Fall hat. Die Ermittlungen beginnen schleppend und mit wenig Aussicht auf Erfolg. Doch mit der Zeit bekommen sie zunehmend Tempo und Brisanz. Je mehr die Ermittler in Erfahrung bringen, um so mehr werden sie in ihrer Arbeit behindert, werden selbst überwacht oder mit seltsamen Vorwänden und Aktionen vom Fall abgezogen.
Chen denkt inzwischen sogar daran, den Dienst zu quittieren. Doch immer mehr Menschen unterstützen ihn auf erfinderische Art und Weise bei seinen Ermittlungen. Dabei leisten Auszüge aus Gedichten mitunter wertvolle Hilfe. Literatur, Verse als Mittel im Kampf für Gerechtigkeit.
Der Krimi beginnt wie die Handlung eher etwas schleppend, wird aber zunehmend interessanter. Er gewährt dem Leser nicht nur Einblick in einen Kriminalfall, in das Privtleben des Inspektors und seine Vorliebe für Literatur, vor allem für Lyrik, sondern macht ihn nebenbei mit den Widersprüchen und Widrigkeiten der chinesischen Gesellschaft, vor allem aber der Verlogenheit der politischen Elite vertraut. Lesenswert!

Qio Xiaolong, Tod einer roten Heldin, Deutsch von Holger Fliessbach, 4. Aufl. 2005, 460 S. ISBN 3-423-20740-X

8 Gedanken zu „Qiu Xiaolong, Tod einer roten Heldin

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