Volker Kutscher, Moabit

Volker Kutscher, Moabit

Wer hier regelmäßig liest, weiß, dass ich die Krimis von Volker Kutscher mit Gereon Rath und seiner Partnerin Charly Ritter mag und ebenso die Illustrationen von Kat Menschik. Umso gespannter war ich auf das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit, das seit heute im Buchhandel erhältlich ist: MOABIT:

In „Moabit“ – eigens für Kat Menschik entwickelt – erzählt Volker Kutscher die interessante Vor-Geschichte seiner Kriminalromane, in der Charly Ritter, eigentlich Charlotte Ritter, mehr als nur eine Nebenfigur oder weibliches Anhängsel von Gereon Rath ist.

Wir erfahren, wie aus Charlotte Ritter, Charly Ritter wird und auf welch merkwürdige Art und Weise sie nach dem Abitur ihre Arbeit als Schreibkraft im Kriminalkommissariat aufnimmt, um ihr Studium zu finanzieren.

„Ihrem Vater zuliebe, der immer das Beste für sie wollte, ist sie dorthin gegangen, und weil Lehrer Bremser von der Gemeindeschule immer gesagt hat, ein intelligentes Mädchen wie sie müsse die Höhere Schule besuchen, er werde sich um ein Stipendium bemühen, sie müsse unbedingt Abitur machen. Das hat sie nun in der Tasche, nicht mit den allerbesten Noten, aller allemal gut genug für ein Studium. Der Preis war hoch. Die alten Freundinnen von der Gemeindeschule wollten nichts mehr von ihr wissen, hielten sie für eingebildet, nur weil sie aufs Gymnasium gegangen ist. Und die neuen Schulkameradinnen haben sie nie als eine der ihren akzeptiert, sie, die Knastlotte, die am Rande der Gefängnismauer wohnt.“

Ihre Mutter hat Bedenken, versteht nicht, warum ihre Lotte zum Gymnasium gehen soll:

„Kein junger Mann, sagt sie, heiratet ein Mädchen, das Schreibmaschine schreiben und Goethe zitieren kann, aber keinen anständigen Sonntagsbraten auf den Tisch bringt.“

Doch in Greta findet sie ein Vorbild: „Eine junge Frau, die allein lebt. So etwas hat Charly noch nie zuvor gehört. Und wenn, dann von Frauen, die einem zweifelhaften Gewerbe nachgehen. Das tut Greta nicht.“ Sie bewundert Greta und will ebenso wie diese frei und unabhängig sein und sich nichts mehr vorschreiben lassen. Dafür braucht sie aber Geld und eine Stelle.

Die Geschichte Volker Kutschers hat Kat Menschik auf ihre so unnachahmliche Art und Weise illustriert, wieder so ganz anders als in ihren vorherigen Illustrationen. Dennoch ist ihre „Handschrift“ unverkennbar. Ihre Illustrationen verdeutlichen die Atmosphäre des Berlins der zwanziger Jahre anhand verschiedenster Werbeanzeigen, Darstellungen von Tanzbars, Eckkneipen und alltäglichen Gebrauchsgegenständen, die im Text erwähnt werden. Da darf die Flasche 4711 auf gar keinen Fall fehlen!

Schon das Cover zeigt die verwendeten Hauptfarben und macht die Art der Illustration in diesem Bändchen sichtbar.
Ein schönes Geschenk für alle Kutscher und Menschik Fans – leider ohne Lesebändchen.

Volker Kutscher, Kat Menschik Illustrationen, Moabit, Galiani Verlag, Berlin 2017, 86 S., ISBN 978-3-86971-155-3

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