Volker Kutscher, Olympia

Volker Kutscher, Olympia

„Olympia“ ist der 8. Rath-Roman. Er spielt 1936, zur Zeit der in Berlin stattfindenden Olympiade, die die Nationalsozialisten schamlos für ihre Propaganda ausnutzen: Juden diskriminierende Schilder an Bänken z.B. sind abmontiert worden, Schaukästen des Stürmers sind nun mit Olympiainformationen ausgestattet, so dass ausländische Touristen den Eindruck haben können, das Hitler-Deutschland sei gar nicht so schlecht wie sein Ruf.

Dass das alles nur Makulatur ist, wird allen deutlich, die hinter die so fein konstruierte Fassade schauen können. Und das können die LeserInnen dieses 8. Kutscher Romans, die mit Gereon Rath Zutritt zum olympischen Dorf bekommen. Rath soll dort einen Mord untersuchen, der auf keinen Fall als Mord enttarnt werden darf, denn er betrifft einen amerikanischen Sportfunktionär, der nicht – wie offiziell behauptet – an einem Herzinfarkt gestorben ist, sondern tatsächlich vergiftet worden ist.

Alle, die Zeugen dieses plötzlichen Todes waren, sind durch ihr Wissen gefährdet, u.a. Gerion Raths Ziehsohn Fritze, der als Jugendehrendienstler im Olympischen Dorf unterwegs ist. Doch vorerst konzentriert man sich auf Ehlers, einen SA Mann, der als Kellner im olympischen Dorf gearbeitet, aber eine kommunistische Vergangenheit hat. Ein willkommener Vorwand für SS-Obersturmbandführer Sebastian Tornow, diesen zu inhaftieren und mit Foltermethoden verhören zu lassen – Rath zwingt er dazu, bei einem der Verhöre dabei zu sein. Ehlers landet später im gerade entstehenden KL Sachsenhausen und muss an dessen Errichtung mitschuften.

Doch das Morden in und außerhalb des olympischen Dorfes geht weiter. Und Gereon Rath erkennt Zusammenhänge, die auf das zurückliegende, gescheitere Attentat auf Hermann Göring hinweisen. Er soll ermitteln, darf aber offiziell nicht wirklich Rückschlüsse ziehen. Das fällt in die „Kompetenz“ des SS-Obersturmbandführers, in dessen Abhängigkeit Gereon geraten ist. Er muss sich beugen, ermittelt aber heimlich weiter, wenigstens darin ist er „ganz der Alte“, denn sonst gefährdet er nicht nur sein Leben, sondern auch das von Charly und Fritze.

Charly erkennt viel schneller und klarer als Gereon, dass sie in Deutschland nicht bleiben können, weil sie nicht mehr sicher sind. Sie bereitet die Abreise ins Ausland vor. Doch dann kommt doch noch alles anders als erwünscht, allerdings nicht wirklich überraschend.

Auch dieser 8. Rath Roman ist über weite Teile ein spannender Krimi, der seine Spannung nicht nur aus der Aufdeckung der Morde bezieht, sondern auch durch die gesellschaftspolitische Darstellung der immer stärkeren Verflechtung von SA, SS und der Polizei, so dass unabhängige Ermittlungen sind nicht mehr möglich sind.

Dennoch ist auch dieser Roman, wie bereits der letzte, zunehmend langatmig erzählt, geprägt durch viele inhaltliche Wiederholungen und Überschneidungen, weitgehend vorhersehbar, trotz überraschender Wendungen. Für erfahrene KrimileserInnen wenig herausfordernd. Weniger im Sinne von kürzer, prägnanter wäre m.E. besser gewesen.

Volker Kutscher, Roman. Der achte Rath-Roman, München 2020, 541 S., ISBN 978-3-492-07059-1

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