Nobelpreise

Nobelpreise

Die Verkündigung der Nobelpreise ist bereits Vergangenheit.
Der Tag der Verleihung und Aushändigung ist der Tradition gemäß auch in diesem Jahr wieder der 10. Dezember.

1958 wurde Boris Pasternak für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen:
„Unendlich dankbar, bewegt, stolz, überrascht, verwirrt.“
telegrafierte er laut einem Artikel des Deutschlandfunks vom 23.10.2018 nach seiner Nominierung nach Stockholm zurück, um dann aber den Preis abzulehnen, weil er um sein Leben fürchten musste.
Folgendes Sätze als Ausdruck der Bedrohung Pasternaks werden in dem genannten Artikel zitiert:

„Ein Schwein besudelt niemals den Ort, wo es frisst und schläft. Wenn man daher Pasternak mit einem Schwein vergleicht, so ist festzustellen, dass ein Schwein nicht getan hätte, was er tat.“

Und auch dieses Jahr gibt es wieder einen Nobelpreisträger, der sehr wahrscheinlich nicht zur Verleihung nach Oslo reisen und den Preis persönlich in Empfang nehmen kann.
Dieses Jahr ist es die Friedensnobelpreisträgerin Narges Safie Mohammadi, die als aktive Verteidigerin der Menschenrechte seit Jahren in iranischer Gefangenschaft sitzt und der Willkür des Regimes ausgesetzt ist.

Boris Pasternak schrieb seinerzeit ein Gedicht mit dem Titel „Nobelpreis“.
In der ersten Strophe heißt es in der Übersetzung von Elke Erb:

Ausweglos, Tier im Gehege,
Menschen sind wo, Freiheit, Licht,
Doch um mich der Lärm der Jäger,
Draußen gibt es für mich nicht.

Selbst wenn man in diktatorischen Ländern nicht inhaftiert ist, gibt es für die Regimegegner kein „Draußen“, in dem man sich frei bewegen, denken und sprechen kann. Dennoch drückt es Hoffnung auf eine lichtvolle Zukunft aus, selbst wenn der eigene Hals bereits in der Schlinge steckt.

Wie letztendlich schwach sind diktatorische Regime, wenn sie solche Gewalt meinen anwenden zu müssen?
Doch nur gemeinsam können Menschen sich dagegen wehren und das möglichst frühzeitig.

Bleiben wir oder werden wir wachsam:
Das „Nie wieder“ ist jetzt, immer wieder jetzt!

6 Gedanken zu „Nobelpreise

  1. Jetzt ist mein nicht zu kluger Kommentar einfach abgeschwirrt und ich lasse es dabei dir zu schreiben, dass mich dieser Beitrag von dir genau da abgeholt hat, wo ich gerade war. Dafür sage ich herzlichen Dank. Hat gut getan zu lesen!

  2. Das ist auch meine Überzeugung. Es ist an uns, die Werte der Rede- und Handlungsfreiheit, die wir in unserem Umfeld geniessen dürfen, zu schätzen und vehement zu verteidigen gegen radikale Kräfte, die Ängste schüren, Macht ausüben, Menschen einschüchtern und die Demokratie unterwandern wollen.
    Und das fängt schon im Kleinen an, denke ich.
    Einen nachdenklichen Gruss zum zweiten Advent,
    Brigitte

    1. Habe erst gestern im Radio eine Sendung gehört, in der darüber berichtet wird, wie auch hier in Deutschland versucht wird, Jounalist*innen mit Klageandrohungen mundtot zu machen, wenn sie über Rechte, Nazis und ihre Machenschaften und Verwicklungen schreiben.
      Aber auch, dass es Gegenbewegungen gibt, die diese Journalist*innen unterstützen und zum Teil auch mit Erfolg.
      Grüße herzlich und wünsche dir einen fried-vollen 2. Advent.

  3. Wenn ein Regime Menschen mit Gewalt niederhält, ist das ein Zeichen von Schwäche. Das sehe ich auch so.
    Doch wo ist der Punkt, wo Menschen noch etwas unternehmen könnten, um solche Regime schon im Vorfeld zu verhindern?
    Tatsache ist doch, dass wenige, die solche Regime nähren, viele unterdrücken. Wieso funktioniert das? Ich werde diese Rechnung nie verstehen.
    So sehe ich auch private Gewalt. Ein Mann, der seine Frau und seine Kinder schlägt, ist nicht stark. Er ist schwach. Das habe ich auch immer meinen Schützlingen erklärt.
    Liebe späte Grüße!

  4. Auch für mich ist Gewalt letztendlich Ausdruck von Schwäche, doch gleichzeitig ist Gewalt so machtvoll, dass sie, je nachdem, wie sie daherkommt, Leben beenden kann.
    Vielleicht braucht man tatsächlich höhere Werte als das eigene Leben, um gegen solche Gewalt Widerstand zu leisten – möglichst gewaltfrei.
    Dass es geht, haben uns diverse Menschen vorgelebt, indem sie sitzen geblieben oder aufgestanden, auf Straßen getanzt oder sich den Mund verbunden und sich so auf die Straßen getraut haben.
    Herzliche Grüße – trotz allem oder gerade deswegen.

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