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Kategorie: Gedichte

Ist das ein Sterben? …

Ist das ein Sterben? …

Ist das ein Sterben? Menschen regenSich munter auf dem Ackerland;Hier führt der eine heim den Segen,Dort streut das Korn des andern Hand. Mich dünkt, ich seh’ erst jetzt das LebenSo voll gestillt wie hoffnungsreich:Was kann es Schöneres denn geben,Als ernten und auch sä’n zugleich? (Stephan Milow)

Schlaflosigkeit

Schlaflosigkeit

Wenn ich in den KnabenjahrenAbends hinsank auf mein Bette,O wie war die Rast mir lieblich!Schon nach wenig AtemzügenLösten sich von selbst die Wimpern,Und des Schlafes Wellen spültenUm die Brust mir leicht und linde,Und der Traum mit ElfenhändenNahm mir von der jungen SeeleAllen kleinen Harm des Tages. Aber jetzt wie ward es anders!Such‘ ich mitternachts mein LagerMit herabgebrannter Kerze,Bleibt der süße Schlaf mir ferne;Denn die Sehnsucht ruckt am Kissen,Und es lasten die GedankenAuf mir wie ein böser Alpdruck,Und mit Rabenflügeln schwirrenUm…

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Aussicht

Aussicht

Der offne Tag ist Menschen hell mit Bildern,Wenn sich das Grün aus ebner Ferne zeiget,Noch eh des Abends Licht zur Dämmerung sich neiget,Und Schimmer sanft den Klang des Tages mildern.Oft scheint die Innerheit der Welt umwölkt, verschlossen,Des Menschen Sinn von Zweifeln voll, verdrossen,Die prächtige Natur erheitert seine TageUnd ferne steht des Zweifels dunkle Frage. (Friedrich Hölderlin)

Am Strande

Am Strande

Vorüber die Flut.Noch braust es fern.Wild Wasser und obenStern an Stern. Wer sah es wohl,O selig Land,Wie dich die WelleÜberwand. Noch braust es fern.Der Nachtwind bringtErinnerung und eine WelleVerlief im Sand. (Rainer Maria Rilke)

Meer-Rhythmus

Meer-Rhythmus

Wenn bange, unruhige und böse Gedanken kommen, so gehe ich ans Meer, und das Meer übertönt sie mit seinen großen, weiten Geräuschen, reinigt mich mit seinem Lärm und legt einen Rhythmus allem in mir auf, was verstört und verwirrt ist. (Rainer Maria Rilke)

Der Gong

Der Gong

Nicht mehr für Ohren…:Klang, der, wie ein tieferes Ohr, uns, scheinbar Hörende, hört. Umkehr der Räume. Entwurf innerer Welten im Frein…, Tempel vor ihrer Geburt, Lösung, gesättigt mit schwer löslichen Göttern…:Gong!  Summe des Schweigenden, das sich zu sich selber bekennt, brausende Einkehr in sich dessen, das an sich verstummt, Dauer, aus Ablauf gepreßt, um-gegossener Stern…Gong!  Du, die man niemals vergißt, die sich gebar im Verlust, nichtmehr begriffenes Fest, Wein an unsichtbarem Mund, Sturm in der Säule, die trägt, Wanderers Sturz in den Weg, unser, an Alles, Verrat…Gong! (Rainer Maria Rilke)

Vollmond

Vollmond

(Wer genau hinschaut, sieht, dass noch ein klein wenig fehlt) Leise schwimmt der Mond durch mein Blut …Schlummernde Töne sind die Augen des TagesWandelhin – taumelher – Ich kann deine Lippen nicht finden …Wo bist du, ferne StadtMit den segnenden Düften? Immer senken sich meine LiderÜber die Welt – alles schläft. (Else Lasker-Schüler)

Lauschen

Lauschen

Vor lauter Lauschen und Staunen sei still,du mein tieftiefes Leben;daß du weißt, was der Wind dir will,eh noch die Birken beben. Und wenn dir einmal das Schweigen sprach,laß deine Sinne besiegen.Jedem Hauche gib dich, gib nach,er wird dich lieben und wiegen. Und dann meine Seele sei weit, sei weit,daß dir das Leben gelinge,breite dich wie ein Feierkleidüber die sinnenden Dinge. (Rainer Maria Rilke) Stille, lauschen und wahrnehmen, was ist, vorbehaltlos, ohne Interpretation und Bewertung – eine Übung in Achtsamkeit, die…

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Stille

Stille

Wenn es nur einmal so ganz stille wäre.Wenn das Zufällige und Ungefähre Verstummte und das nachbarliche Lachen,wenn das Geräusch, das meine Sinne machen,mich nicht so sehr verhinderte im Wachen -: Dann könnte ich in einem tausendfachenGedanken bis an deinen Rand dich denkenund dich besitzen (nur ein Lächeln lang),um dich an alles Leben zu verschenkenwie einen Dank. (Rainer Maria Rilke) Ab und an ist es hier still. Dann brauche ich Stille im Außen und im Innen. Für mich heilsam und notwendig,um nicht…

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Längst fälliger Abschied von der Kindheit

Längst fälliger Abschied von der Kindheit

Ich brauche keine Mutterliebe mehr.Ich bin erwachsen und sorge für mich.Ich gebe mir die Aufmerksamkeit und Liebe, die ich brauche. Ich danke dir,dass du mich unter (Lebens-)Gefahr geboren,dass du mich nach deinen Kräften behütet und versorgt hast,dass ich lernen und studieren durfte – obwohl ich ein Mädchen war. Gewünscht hätte ich mir Anerkennung auch da,wo ich deinen Vorstellungen und Erwartungen nicht entspreche,weil ich anders bin als duoder vielleicht auch nur den Mut habe,anders zu leben,andere Wege zu gehen,als die,die du…

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