Eduardo Galeano, Geschichtenjäger

Eduardo Galeano, Geschichtenjäger

Ich mag Menschen, die in der Lage sind, „einen Sachverhalt, eine Situation, Begebenheit oder Geschichte so auf den Punkt zu bringen, dass eine extreme Verdichtung zustandekommt“. Und so beschreibt Lutz Kliche, Übersetzer Galeanos, dessen Sprachgewaltigkeit, der Geschwätzigkeit fremd war: „Hohle Phrasen, falsches Pathos waren ihm stets ein Gräuel.“ Es entstanden wunderbare, poetische Miniaturen mit großer, subtiler Faszination, die dem Leser Essenz pur bieten und ihn auffordern, Einzelheiten der jeweiligen Geschichte selbst zu fantasieren. „Geschichtenjäger“ ist eine feine, erst nach dem…

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Andreas Izquierdo, Fräulein Hedy träumt vom Fliegen

Andreas Izquierdo, Fräulein Hedy träumt vom Fliegen

„Gegen drei Uhr in der Früh erwachte Fräulein Hedy aus einem herrlichen Traum und verlor den Verstand.“ Mit diesem schlichten Satz beginnt ein höchst amüsanter, rasanter, facettenreicher, bis zur letzten Seite spannender Roman. Zu lesen als eine amüsante Komödie, wenngleich er viele tragische Momente und Lebensereignisse erzählt, die Fräulein Hedy dennoch nicht davon abgehalten haben, nach ihrer Façon zu leben, zum Entsetzen ihrer einzigen, in Münster lebenden Tochter Hannah. Sie versucht mit allen Mitteln von ihrer Mutter den Vorsitz ihrer…

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Prem Rawat, Der Papagei, der alles wusste und nichts konnte

Prem Rawat, Der Papagei, der alles wusste und nichts konnte

Das Gütersloher Verlagshaus will mit seinen Büchern die „Vision einer neuen Welt“ entstehen lassen, so das Motto des Verlages und in jedem Buch zu lesen. Prem Rawat, Redner und Friedensbotschafter, ausgezeichnet mit zahlreichen Friedenspreisen, bringt in diesem Büchlein seine Lebensweisheiten und Erkenntnisse in kleinen Geschichten, meist Fabeln, zum Ausdruck, einfach und fein illustriert von der japanischen Künstlerin Aya Shiroi. Sie könnten Anlass sein, darüber nachzudenken, welchen Stellenwert denn in meinem Leben „Dankbarkeit“, „Frieden“ … haben, und was ich dafür tue,…

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Frühlingsanfang

Frühlingsanfang

Tauwetter, Eisschmelze Wiedereröffnung der Eisdiele lichter Himmel Sonnenschein und: viele, viele Kraniche in ihrer typischen Formation hoch oben am wolkenlosen Himmel begleitet von ihren Rufen für mich jedes Jahr Grund zum Jubeln heute gekrönt von einem leise vorbeiflatternden Schmetterling

Luca d’Andrea, Das Böse, es bleibt

Luca d’Andrea, Das Böse, es bleibt

„Der Tod so kalt“ wie auch der neue Krimi „Das Böse, es bleibt“ sind in Südtirol angesiedelt. Beide sind sie spannend von der ersten bis zur letzten Seite. 1. „Süße Lissy, kleine Lissy.“ 2. Zweimal Klopfen und die Worte „Knusper, knusper,knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen?“ Marlene, zweiundzwanzig Jahre alt, gut einen Meter sechzig groß, melancholische blaue Augen, ein Leberfleck über den geschwungenen Lippen, zweifellos hübsch und zweifellos in Panik, betrachtete in dem metallenen Gehäuse des Tresors ihr Spiegelbild und…

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Eric Nil, Abifeier

Eric Nil, Abifeier

Bald ist es an deutschen Schulen wieder so weit: Abiturfeiern stehen vor der Tür, meist sorgfältig vorbereitet, soll es doch etwas ganz Besonderes werden. Auch der Ich-Erzähler dieses Romans meint: „Ich fand es eine schöne Idee, dass die Schüler, die so viele Jahre miteinander verbracht hatten, zum Abschied, bevor sie sich in alle Winde zerstreuten, noch einmal ein Fest feierten und dass sie in diesen Moment der Freude, aber auch des Abschiedsschmerzes und der Bangigkeit vor der Zukunft mit ihren…

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Angelika Klüssendorf, Jahre später

Angelika Klüssendorf, Jahre später

Den Roman „April“ von Angelika Klüssendorf kenne ich (noch) nicht, ist aber auch nicht Voraussetzung, um „Jahre später“ zu verstehen, wenngleich Anspielungen an Aprils Kindheit, ihre Eltern gemacht und teilweise als Erklärung für die Gegenwart herangezogen werden. April lebt in Berlin. Sie ist Schriftstellerin, kann davon aber nicht leben und hat daher diverse Jobs, um sich und ihren Sohn Julius zu ernähren. Sie, die sich ihr Leben lang als Außenseiterin gefühlt hat, lernt Ludwig, einen literarisch ambitionierten Mediziner, bei einer…

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Juli Zeh, Leere Herzen

Juli Zeh, Leere Herzen

„Leere Herzen“ ist nach „UNTERLEUTEN“, der aktuelle Roman Juli Zehs. Der Roman spielt in der Nähe von Braunschweig in den zwanziger Jahren des 21. Jahrhunderts, also in der Zukunft Deutschlands, in der es mit der Demokratie nicht zum Besten steht, da „demokratieverdrossene Nicht-Wähler Wahlen gewinnen, während engagierte Demokraten mit dem Wählen aufhören“, es kaum noch Zeitungen gibt und wenig Menschen, die sich (politisch) noch für irgendetwas engagieren. Angela Merkel ist – nach erzwungenen Neuwahlen – zurückgetreten: „Der Augenblick, als Angela…

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