Daniela Krien, Mein drittes Leben

Daniela Krien, Mein drittes Leben

Lindas drittes Leben beginnt mit dem Unfalltod Sonjas, ihrer einzigen Tochter:„Beinahe alles, was mein Leben ausgemacht hatte, war mit einem Schlag bedeutunglos geworden. Mit sicherer Hand hatte der Tod den Vorhang aufgezogen, und dahinter lag im klarsten Licht die Wahrheit:Fast nichts war von Belang. Fast alles war entbehrlich. Nur die Würde war unverzichtbar. … Mein Leben ergibt keinen Sinn mehr.“ Linda hat sich allein, ohne ihren Mann Richard, in ein altes Bauernhaus in einem kleinen Dorf zurückgezogen, nur Kaja, die…

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Welke Blätter

Welke Blätter

Plötzlich hallt mein Schritt nicht mehr,sondern rauschet leise, leise,wie die tränenvolle Weise,die ich sing’, von Sehnsucht schwer.Unter meinen müden Beinen,die ich hebe wie im Traum,liegen tot und voll von WeinenBlätter von dem großen Baum. (Selma Meerbaum-Eisinger)

Es kommt der Abend

Es kommt der Abend

Es kommt der Abend und ich tauche in die Sterne,Daß ich den Weg zur Heimat im Gemüte nicht verlerneUmflorte sich auch längst mein armes Land. Es ruhen unsere Herzen liebverwandt,Gepaart in einer Schale:Weiße Mandelkerne – …..Ich weiß, du hältst wie früher meine HandVerwunschen in der Ewigkeit der Ferne…..Ach meine Seele rauschte, als dein Mund es mir gestand. (Else Lasker-Schüler)

Franz Schuh,Gedankenspiele über das Herz

Franz Schuh,Gedankenspiele über das Herz

Jeder hat eins, ein eigenes oder inzwischen möglicherweise ein transplantiertes, bei dem ein Herzchirurg seine Hände im Spiel hatte bzw.: „… mein Herz in Händen gehabt.“ Keine Metapher wird in allen Bereichen des Lebens, bis in die Politik hinein „Herz statt Hetze!“, so ausgebeutet, überstrapaziert, trivialisiert, erhöht, ironisch, pathetisch oder verkitscht benutzt wie das Substantiv „Herz“. Es ist nahezu allgegenwärtig. Franz Schuh geht auf seine eigene Art – er beschreibt seine Sprache selbstironisch als „krächzendes Altkirchenslawisch – als Schutz vor…

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Sina Scherzant, Taumeln

Sina Scherzant, Taumeln

„Sie sind auf der Suche. Sie suchen eine junge Frau, die seit beinahe zwei Jahren niemand mehr gesehen hat und die vermutlich tot ist.Meine große Schwester war wunderschön. Vielleicht ist sie es noch immer.Dass sie wunderschön war, das dachten zweifellos alle bei uns zu Hause, und möglicherweise dachten es auch die Falschen.“ Luisa, die jüngere Schwester der vermissten Hannah, schreibt als Ich-Erzählerin, was es mir ihr, ihrem Leben und dem ihrer Eltern macht und gemacht hat, dass ihre Schwester vermisst…

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Der Himmel so blau

Der Himmel so blau

Die Welt ist so schön und der Himmel so blau,Und die Lüfte die wehen so lind und so lau,Und die Blumen winken auf blühender Au,Und funkeln und glitzern im Morgentau,Und die Menschen jubeln, wohin ich schau, –Und doch möcht ich im Grabe liegen,Und mich an mein totes Liebchen schmiegen. (Heinrich Heine)

Abendstimmung

Abendstimmung

Glühendrot der Sonnenball will ins Meer versinken, und die Fluren überall Tau und Frieden trinken;leise wiegt die Knospe sich an dem braunen Zweige … Traumhaft kommt sie über mich, Sehnsucht tief und wunderlich, geht der Tag zur Neige. (Clara Müller-Jahnke)