Berna González Harbour, Goyas Ungeheuer

Berna González Harbour, Goyas Ungeheuer

Comisaria Maria Ruiz ermittelt, obwohl sie suspendiert ist und somit nicht ermitteln darf. Doch ihren Kollegen nur tatenlos bei deren Ermittlungen zuzuschauen, geht für sie so gar nicht, zumal sie Zusammenhänge sieht oder zumindest erahnt, die ihren Kollegen offensichtlich nicht sehen können oder wollen. Und sie beginnt zu ermitteln – zunächst allein, undercover, den entsprechenden Gefahren ausgesetzt – hat schon sehr früh den tatsächlichen Mörder im Visier, während ihre Kollegen noch Zeit mit einem inhaftierten Professor verbringen, der mit der ermordeten Studentin ein Verhältnis hatte.

Aber was ist passiert? Die Ermittlungsreihe beginnt mit seltsamen (Tier-)Morden: Zunächst sind es Truthähne, die tot, seltsam drapiert, aufgefunden werden, dann eine junge Kunststudentin, die ermordet an einem Brückengeländer steht, angekettet mit einem Folterhalsband, später der Hund eines ermittelnden Beamten, der sich aus einer Schlammmasse nicht mehr befreien kann und elendig verreckt.
Maria Ruiz ist von Beginn an davon überzeugt, dass die Morde inszeniert sind und fühlt sich bestätigt, als sie den Zusammenhang zwischen einigen Bildern Goyas und den Gestaltungen der Leichen am Fundorte erkennt. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn die Morde sind Teil einer Bilderreihe Goyas und Maria Ruiz geht davon aus, dass weitere Morde geplant sind, die sie unbedingt verhindern will.

Für sie beginnt ein Jonglieren zwischen der Notwendigkeit, sich aus eigenem Interesse aus den Ermittlungen herauszuhalten, denn gegen sie läuft ein internes Ermittlungsverfahren und sie riskiert die endgültige Entlassung als Comisaria, und ihrer ethischen Verpflichtung, alles ihr Mögliche zu unternehmen, die bereits verübten Morde aufzuklären, aber noch mehr, die vermuteten zu verhindern.

Hilfe bekommt sie von einem Kellner, einem Ausreißer, einem stillen Fünfzehnjährigen, der in einem besetzten Haus in Madrid wohnt und mit der ermordeten Studentin befreundet war, und einem eigentlich konkurrierenden, dann aber doch zur Zusammenarbeit bereiten Journalistenduo.

Dieser Krimi ist ein spannender, interessanter Roman, der die Leserschaft nicht nur in die (Unter-) Welt und die Museen Madrids, sondern auch in die Bilderwelt des Francisco de Goya, und die Welt eines irren Täters mitnimmt, der die schwarzen Bilder Goyas zu seiner eigenen Vision und Handlungsgrundlage macht.
Warum genau er so handelt hat sich mir nicht so ganz erschlossen – schade, doch vielleicht erwarte ich da von einem Krimi auch zu viel.
Viel und Spannendes hat dieser Krimi von Berna González Harbour allemal zu bieten. Die Protagonistin jedenfalls ist eine interessante Ermittlerin, von der ich gerne mehr lesen würde.

Berna González Harbour, Goyas Ungeheurer, Kriminalroman, a.d. Spanischen v. Maike Hopp, mt Abbildungen von Franscisco de Goya und einem Gespräch mit der Autorin, Pendragon Verlag, Bielefeld 2022, 501 S., ISBN 978-3-86532-730-7

4 Gedanken zu „Berna González Harbour, Goyas Ungeheuer

  1. Krimis zu lesen, ist eine Leidenschaft meinerseits – definitiv spielt hier auch eine große Rolle, zu erfahren, welche Ereignisse einen mordenden Menschen geprägt haben. Bei manchen Autor*innen erfährt man dazu durchaus einiges, sehr Aufschlussreiches.
    Der Krimi, den Du hier beschreibst, klingt jedenfalls sehr nach meinem persönlichen Geschmack, auch, wenn sich die Motive für die Taten dem Lesenden nicht ganz erschließen.
    Vielen Dank für eine tolle Inhaltsangabe, die Lust auf mehr weckt!
    Liebe Grüße!

    1. Vielleicht war ich auch nur unaufmerksam oder habe – wie die anderen Kommissare – nicht ganz durchgeblickt ;) Solltest du ihn lesen und mehr verstehen, dann lasse ich mich gern auch korrigieren.
      Herzliche Grüße

  2. Das tönt spannend und ein bisschen schauerlich.
    Deine Beschreibung las ich gerne, aber ansonsten bin ich kein Krimi-Fan. Den einen oder anderen sehe ich mir am Fernsehen an (las auch schon beachtliche Krimis meiner Schriftsteller-Kollegen), aber daneben brauche ich diesen Nervenkitzel nicht auch noch. :–)
    Einen lieben Abendgruss,
    Brigitte

    1. Das verstehe ich.
      Mich faszinieren an einem – für mich – guten Krimi die Lösung des Falles oder bzw. und die Motive des Täters.
      Krimis, bei denen es in erster Linie um die Darstellung der Verbrechen – möglichst auch noch in allen Einzelheiten – geht, sind nicht mein Fall.
      Hab noch einen angenehmen Sommerabend. Liebe Grüße

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